Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Aber abends um diese Zeit
Trage ich mein lila Kleid,
Lach’ in dem erhellten Haus
Schwenk’ ich wie keine mein schönes Bein
In den Menschenraum hinein,
Glühen meine Lippen rot,
Tanz’ ich über Leben und Tod.
Die giftige Blume.
Im Sonnengold, im Mondenschein,
Wer schaut nach mir? Ich steh’ allein!
Und trag’ ich Gift im Kelche auch,
Glanz ist mein Leben und Duft mein Hauch.
Du Blume mit dem Flammenaug’!
Dein Gruss berauscht wie Weinesschaum,
O lass’ mich ruh’n hier tief im Traum!“
Wohl bin ich jung, wohl bin ich schön;
Lass’ mich verblüh’n auf öder Trift, –
Ich bin nur schön in meinem Gift.
„Und bringst du mir auch Todesleid,
So helf’ mir Gott zur Seligkeit!
Von meiner Brust lass’ ich dich nicht!“ – –
Du warst doch ein so rascher Gast,
Und bist so bald vor mir erblasst;
Wirr ist dein Geist, erlahmt die Schwing’,
Und trägt man dich zu Grabe dann,
Fang ich auf’s neu’ zu duften an:
Im Sonnengold, im Mondenschein,
Wer schaut nach mir? Ich steh’ allein!
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/12&oldid=- (Version vom 1.1.2017)