Verschiedene: Die zehnte Muse | |
|
Nach bekannten Weisen,
Schwirrt es fort bei Tag und Nacht!
Freut sich herzlich und verlacht
Neid, auf lust’gen Reisen!
Nach bekannten Weisen!
Unbefangen.
Ich bin ein Mädchen, fein und jung,
Und bin gottlob noch frei;
Ich weiss nichts von Romanenschwung
Und hass’ Empfindelei.
Ich liebe Sang und Tanz.
Mein Reichtum ist ein frohes Herz,
Mein Schmuck ein Blumenkranz.
Ich schlage nicht aus Evens Art,
Und Neugier, liebe Neugier, ward
Mein Erbteil siebenfach.
Auch flieh’ ich nicht der Männer Spur.
Mir sagte die Mama:
Um ihretwillen da.
Drum schleicht in meinen schlichten Sinn
Kein blöder Stolz sich ein.
Wohl mir, dass ich ein Mädchen bin!
Warnung.
Gravitätisch einen Storch
Seh ich dort spazieren,
Mädchen blicken halbverschämt,
Möchten gern sich zieren.
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/106&oldid=- (Version vom 31.7.2018)