Stein eine Schnur, die den Umfang angab, und ob das Loch rund, oder eckig, oder eine andere Form haben sollte, während[WS 1] ein daneben gelegter Stock die Tiefe desselben bezeichnete, dann war das Loch entweder am anderen Morgen fertig, oder es wurde doch jede Nacht mit großer Geschwindigkeit daran gegraben, und genau nach Maß. Selbst das Verlangen, eine zwölfeckige Grube anzulegen, wurde erfüllt, und dabei bot den heimlichen Arbeiten nicht einmal der härteste Stein ein Hindernis, wenn es auch bedeutend langsamer ging. Jedenfalls aber mußten die arbeitenden Hände wahren Erdkünstlern[WS 2] angehören. Das Graben in der Erde schien wirklich ihr Element zu sein, denn sie leisteten geradezu Wunderbares darin; aber auch andere Arbeiten brauchten sie nur ein paarmal zu beobachten, und mußten nur wissen, was man von ihnen forderte, um sich ebenfalls in ihnen[WS 3] geschickt zu zeigen, und zwar steigerte sich stets ihre Geschicklichkeit.
Aus dieser Schilderung kann man ersehen, daß die drei Knaben jetzt weniger die Rolle von Robinsons spielten. Sie legten sich mehr und mehr auf das Beobachten der Wirkungsweise der unsichtbaren Wesen, und es wurde schon angedeutet, daß sie von ihnen sogar Arbeiten verlangten, die sie gar nicht brauchten und die auch keinen Zweck hatten.
Daß sie die nächtlichen Arbeiter selbst sehen wollten, war natürlich ihr erstes Begehren, aber alle darauf bezüglichen Versuche scheiterten.
Wenn sie bei Nacht draußen auf der Lauer lagen, oder nur einer, so wurde in dieser Nacht eben nicht gearbeitet, und dies war ja leicht erklärlich, denn da die Grotte Löcher und Felsspalten genug besaß, konnten von diesen aus die drei Knaben wohl beobachtet werden. Ebenso blieb die Arbeit liegen, draußen und drinnen, wenn sie des Nachts Licht in der Höhle hatten. Die unsichtbaren Hände schafften eben nur, wenn sich alle drei Bewohner in der finsteren Höhle befanden und sich still verhielten.
Wie oft war einer oder der andere plötzlich in die
Anmerkungen (Wikisource)
Robert Kraft: Die verzauberte Insel. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_verzauberte_Insel.pdf/27&oldid=- (Version vom 31.7.2018)