und das geheimnisvolle Wesen hat sich nur freundlich gegen uns gezeigt.“
„Ei, so soll es uns doch auch Wasser schaffen,“ rief Paul. „Hörst Du, unsichtbarer Geist?“ setzte er noch lauter hinzu. „Wasser sollst Du uns verschaffen, ein Quell soll neben unserer Grotte hervorspringen!“
Noch einmal sah sich Richard prüfend um.
„Wißt Ihr, wie es mir hier vorkommt?“ sagte er. „Als wäre diese Höhle ein Heiligtum, das gehegt und gepflegt würde, und nehmen wir an, es gäbe Gnomen oder Heinzelmännchen, so wäre das ihre Kirche.“
Sie begaben sich zurück, so klug wie zuvor, und jenes Gefühl, das den Menschen befällt, wenn er einer geheimnisvollen Macht gegenübersteht, nämlich das ehrfürchtige Staunen, ließ die Unterhaltung verstummen.
Aber welche Ueberraschung erwartete sie, als sie, um den Felsvorsprung biegend, vor dem Eingange zu ihrer Grotte standen! Aus einem Loche des felsigen Hügels, nicht weit von dem Eingange entfernt, sprang eine Quelle! Das Wasser hatte bereits ein Bett gewühlt und sich geklärt.
„Das ist wirklich Zauberei!“ flüsterte Oskar.
„Es sind Geister, sie haben meinen Wunsch erhört und eine Quelle neben unserer Höhle aus dem Felsen springen lassen,“ setzte Paul ebenso furchtsam wie jener hinzu.
Nur Richard sagte nichts, sondern trat an das runde Loch, aus dem die Quelle in Manneshöhe hervorsprang, untersuchte es und fuhr auch mit einer langen Stange hinein.
„Dieses Loch war vorhin, ehe wir gingen, noch nicht vorhanden,“ entschied er endlich, „die Felswand war ganz glatt, ohne jeden Riß und man sieht es dem Loche auch an, daß es ganz frisch ausgemeißelt oder ausgebohrt worden ist.“
Paul wollte davon nichts wissen, er schien lieber an ein Wunder zu glauben – und ein solches war es schließlich doch auch.
Somit war die übrige Arbeit an der Wasserleitung also
Robert Kraft: Die verzauberte Insel. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_verzauberte_Insel.pdf/24&oldid=- (Version vom 31.7.2018)