aus einem Fingerhut ein zwerghaftes Bäumchen wachsen lassen können, das aber dennoch ziemlich große und gesunde Früchte trägt. Mit diesen Bäumchen bepflanzen sie kleine Gärten, mit Bächen, Seen und Bergen darin, und so ein ganzer, meist aus Pappe mit Erde bedeckt bestehender Garten mit seinen natürlichen Bäumchen kann auf einem Tische stehen! Aber das geht nicht so schnell. An solch einer Anlage von Bäumchen arbeiten viele Geschlechter, und es dauert hundert Jahre und länger, bis sie fertig wird. Außerdem kostet solch ein Garten natürlich auch viele Tausender, und nur ganz reiche Chinesen können sich solch eine Spielerei anschaffen.“ (Thatsache)
Damit aber hatte der belesene Richard das Geheimnis noch nicht gelöst, wie solch ein Pflaumenbäumchen gerade hierher kam. Oder hauste hier etwa ein Chinese, der auf einsamer Insel seine Kunst ausübte? Von der Anwesenheit eines solchen war nichts zu merken, überhaupt nichts von der Spur einer Menschenhand. Daß der weiße Sand in der Höhle geharkt sein sollte, war ja auch nur eine Annahme, es sah nur so aus. Auch eindringendes Regenwasser[WS 1] konnte die Furchen und Erhöhungen hervorgebracht haben. Was schließlich das Bäumchen selbst anbetraf, so konnte es eben ein dieser Insel eigentümliches Gewächs sein, und die Anhäufung um die Wurzel war auch nur eine Zufälligkeit.
Endlich schlugen die Freunde sich alle Grübeleien über dieses Rätsel aus dem Kopfe, pflanzten das Bäumchen an der alten Stelle wieder ein, da sie es als eine Seltenheit weiter pflegen wollten, und gingen an eine nähere Untersuchung der Höhle.
Ja, das war eine richtige Robinsonhöhle! Sie war über zwei Meter hoch, drei Meter breit, ging etwa fünf Meter tief in die Felswand hinein, dann senkte sich das Gewölbe und ließ über der Erde nur noch eine niedrige Spalte frei, die man natürlich nicht weiter verfolgen konnte. Der ganze Boden bis tief in die Spalte hinein war mit einem feinem, weißen Sand bedeckt. Der Ausfluß einer periodischen Quelle, die den Sand herausgespült hatte, konnte die Spalte jedoch
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Regewasser
Robert Kraft: Die verzauberte Insel. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_verzauberte_Insel.pdf/11&oldid=- (Version vom 31.7.2018)