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Wink der Jungfrau sprang derselbe herab, der Deckel der Kiste fuhr von selbst auf und ließ das Geld sehen, womit sie gefüllt war. Gierig faßte der Mann eine große Summe in seinen ausgeleerten Mehlsack und machte sich damit auf den Heimweg. Unweit des Dorfes mußte er aber die Last, die ihm zu schwer fiel, absetzen und ausruhen. Da fuhr etwas über ihn hinaus und drückte ihn so nieder, daß er die Besinnung verlor; als er wieder zu sich kam, war Sack und Geld verschwunden. Elend kam er nach Hause, erzählte, was ihm begegnet war, und starb am dritten Tage.

Das Geld, welches auf der Burg vergraben ist, hebt sich, wie alle derartigen Schätze, im März, aus dem Boden, um sich zu sonnen. Gewöhnlich zeigen sich sodann da und dort feurige Kreise, die jedoch verschwinden, sobald man hastig auf sie zugeht. Oft nehmen die Schätze auch eine völlig fremdartige Gestalt an, unter der sie sich verbergen. So sah ein Mann, der im März zur besten Stunde, Mittags zwölf Uhr, auf das Schloß Hochberg kam, daselbst neun Körbe voll Bohnenschoten an der Sonne stehen. Aus jedem Korbe nahm er eine Handvoll in seine Rocktaschen, worin Brodkrumen waren. Weil diese die Schoten berührten, so konnten Letztere nicht mehr entweichen; daher fand der überraschte Mann zu Hause seine Taschen mit Silbermünzen gefüllt. Unverzüglich eilte er wieder auf die Burg zurück; aber Körbe und Bohnen waren verschwunden.

Ein Hirtenknabe von dem Meierhof kam eines Sonntags auf das Schloß und gewahrte durch eine Maueröffnung einen großen Saal, der ganz mit rothen Teppichen ausgeschlagen war. Darin saßen an einer Tafel zwölf Männer, deren Kleider von Gold und Silber schimmerten. Vor Jedem stand ein goldener Becher, in der Mitte der Tafel eine große prachtvolle Kanne, und um sie her eine Menge Speisen in kostbaren Geschirren. Ohne Zagen gieng der Junge hinein und ließ, auf die stillschweigende Einladung

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Heinrich Schreiber: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau. Franz Xaver Wrangler, Freiburg 1867, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Volkssagen_der_Stadt_Freiburg_im_Breisgau.djvu/80&oldid=- (Version vom 31.7.2018)