Die Massen schwinden, staunend blickt
Der Wanderer nach oben,
Er folgt dem Meister hoch entzückt,
Das ist der deutsche Geist! So fliegt
Er über Nacht und Schatten;
So hat er, was ihn hemmt, besiegt,
Und wirket ohn Ermatten.
In dem, was er geboren,
Und weiß von keiner Aenderung,
Und bleibet unverloren.
Als die Herzoge von Zähringen das Freiburger Münster bauten, besaßen sie in ihrem Burgberge eine reiche Silbergrube, deren Ausbeute ihnen die großen Kosten bestreiten half. Kaum war aber das Gebäude vollendet, so war die Grube verschwunden. Um sie wieder aufzusuchen, ließ ein späterer Burgherr durch seine Bergleute große Arbeiten vornehmen, wobei sie in ein tiefes Gewölbe kamen, in dem ein brennendes Licht auf einem Tische stand. An diesem saß eine schneeweiße Frau, mit einem Bund Schlüssel in der Hand, welche den Eintretenden zurief: „Entfernt Euch augenblicklich und lasset Euer unnützes Suchen; denn das Silber wird niemals wieder gefunden.“ Voll Schrecken eilten die Bergleute davon, und seitdem hat es Niemand mehr gewagt, die Grube aufzusuchen.
Heinrich Schreiber: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau. Franz Xaver Wrangler, Freiburg 1867, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Volkssagen_der_Stadt_Freiburg_im_Breisgau.djvu/22&oldid=- (Version vom 31.7.2018)