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Am Rheine sah er gehen

Die Schiffe in die Fluth,
Er sah am Lande stehen
Viel fremder Länder Gut.
Er sah im heil’gen Köllen

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Den Geist der neuen Zeit,

Und Kirchen und Kapellen
Voll Pracht und Herrlichkeit.

Hei, was das Herz ihm pochte,
Wie ’s innen hat gegährt!

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Was nicht die Kraft vermochte,

Der Geist hat’s abgeklärt.
Die Mähr hat er erkundet
Von Martins Zauberpracht;
Sein Herze war gesundet,

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Sein Auge hat gelacht.


Er sprach zu den Genossen:
„Ihr Ritter hoher Art,
Mich hätt’ es schier verdrossen,
Daß man mich so gewahrt.

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Ich saß im alten Neste

Und sah die Sonne nicht,
Die Mauern waren feste,
Drein drang kein Tageslicht.“

„Drinn mußt’ ich ruh’n und rasten

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In Ketten eingezwängt,

Mußt’ hungern, dürsten, fasten,
Mir war der Arm beengt.
Doch hab ich drinn erlernet,
Wo goldne Freiheit winkt,

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Wie man den Zwang entfernet,

Wenn frei die Sonne blinkt.“

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Schreiber: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau. Franz Xaver Wrangler, Freiburg 1867, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Volkssagen_der_Stadt_Freiburg_im_Breisgau.djvu/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)