das Elsaß, wie eine Landkarte ausgedehnt, liegt die prächtige Reihe des Wasgau’s, die man bis Straßburg verfolgen kann. Auf der entgegengesetzten Seite sieht man die Häupter des Schwarzwaldes, welche über die Rebengelände emportauchen und, mit den Gefilden des Elsasses im Vereine, ein Rundgemälde liefern, wie es deren wenige in Deutschland gibt. Zu diesen Herrlichkeiten tritt nun aber bei heiterem Wetter noch die schneebedeckte Alpenkette, welche über den Höhen der Voralp sichtbar wird, demnach gegen Süden hin das Gemälde mit einer silbernen Schranke schließt.
Eine Sage aus dem 12. Jahrhundert, welche über den Trümmern der alten Burg schwebt, giebt ihnen einen eigenen schwermüthigen Reiz.
Ritter Veit v. Istein – so sagt die Stimme aus der Vorzeit – war einer der tüchtigsten Jäger und Reiter des ganzen Oberrheines. Er ritt zur Freite und verlobte sich mit dem Fräulein v. Sponeck, das seinen Werbungen auf Dauer nicht hatte widerstehen können. – Der Brautstand der jungen Leute zog sich durch verschiedene Ereignisse in die Länge; da sie sich aber nicht entfernt wohnten, sich fast täglich sehen konnten, verlebten sie glückliche, beneidenswerthe Tage. Indeß begann man schon von der bevorstehenden Hochzeit zu reden, als die Nachricht von einem großen Turnier, welches der Graf v. Thierstein auf seinem Schlosse Angerstein an der Birs ausgeschrieben hatte, die ganze junge Ritterschaft des Oberrheines in Bewegung setzte. Die Hoffnung, einen der herrlichen Turnier-Preise zu gewinnen, mit diesem geschmückt am Vermählungstage auftreten zu können, war für Ritter Veit gar zu lockend. Er sagte daher der Braut für kurze Zeit Lebewohl, zog mit seinen Knappen nach der Birs, wo diese aus den Felsen des Münsterthales hervorbricht in die milden Auen des Rheinlandes. Die Tapferkeit und die Waffengewandtheit Veit’s hatten hier Gelegenheit, sich vor allem Volke dergestalt zu
Heinrich Schreiber: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau. Franz Xaver Wrangler, Freiburg 1867, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Volkssagen_der_Stadt_Freiburg_im_Breisgau.djvu/115&oldid=- (Version vom 31.7.2018)