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Gräfin zurückstellte, erblickte sie, voll erschütternder Ahnung, des fremden Mannes Hochzeitgabe; warf auch ihrerseits den halben Ehering, von dem sie sich seither niemals getrennt hatte, zu demselben, und Wunder! die Hälften vereinigten sich zum Ganzen.

Da hob die Ueberglückliche den alten und neuen Ehering hoch empor, stürzte damit, Gott preisend, durch die Schaaren der Anwesenden und sank an der Pforte, um Verzeihung und Wiederaufnahme flehend, vor dem längst todtgeglaubten Gemahl nieder. Während dieser sie unter Freudenthränen emporhob und an sein Herz drückte, verloren sich nach und nach die verblüften Gäste, und nur der treue Falke, ehe er in die höheren Lüfte zurückkehrte, fuhr fort, die Wiedervermählten teilnehmend zu umkreisen.

Fortan wurde ihnen auch reicher Kindersegen zu Theil. Ein Bild des rettenden Falken, schnäbelnd und mit geschwungenen Flügeln, nahm aber Kuno, wie noch alte Pergamentbriefe ausweisen, in sein und seines Hauses Rittersiegel auf.

(H. Schr.)


55. Zerstörung der Burg Falkenstein.

(Geschichte der Stadt Freiburg Thl. II. S. 239. ff. und Burgen u. s. w. Badens und der Pfalz. Thl. I. S. 119. ff.)


Es rennt ein Weib durch’s Höllenthal
Gejagt von Höllenangst und Qual.

Die schlimmen Herrn von Falkenstein,
Sie fingen ihren Gatten ein.

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Der ihn verrieth mit argem Sinn,

Der Vater war’s der Dulderin.

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Heinrich Schreiber: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau. Franz Xaver Wrangler, Freiburg 1867, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Volkssagen_der_Stadt_Freiburg_im_Breisgau.djvu/105&oldid=- (Version vom 31.7.2018)