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Walther Kabel: Die Leuchtturmwärter von Shesterland. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 10, S. 209–212

Er habe nämlich den Verdacht, Burkins unternähme seine Segelfahrten nur, um die wahrscheinlich im Leuchtturm eingerichtete Werkstatt der Falschmünzer möglichst unauffällig zu besuchen und die neuen Münzvorräte abzuholen.

Trotzdem der Beamte gegen diese Annahme mancherlei einzuwenden hatte, so besonders, daß ein breiter Küstenstrich bis nach dem Shesterlandleuchtturm hinab nur aus Sumpf bestände und die Luft daher mit Fieberkeimen angefüllt sei, die jedem menschlichen Wesen einen längeren Aufenthalt unmöglich machten, beharrte der Detektiv doch auf seiner Bitte. Bereits am nächsten Morgen folgte das Motorboot dann in vorsichtiger Entfernung dem Kutter des angeblichen Ingenieurs, der nach anfänglich südlichem Kurs plötzlich scharf nach Südwesten steuerte, wo in weiter Ferne durch das Glas deutlich die Spitze des Shesterlandleuchtturmes über dem Meere sichtbar war. …

An demselben Tage gegen zehn Uhr abends näherte sich völlig geräuschlos eine Dampfpinasse mit abgeblendeten Lichtern der Anlegetreppe des Leuchtturmes von Shesterland, an deren Eisenringen der kleine Kutter Burkins‘ noch immer friedlich vertaut lag. Der Pinasse entstiegen eiligst der New Yorker Detektiv, der Hafendirektor und zwei handfeste Lotsen. Mit ein paar Sprüngen erreichten die Männer die Eingangstür zum Turm, die zum Glück nur eingeklinkt war, und schlichen nun behutsam die Wendeltreppe des ganz aus Eisenplatten zusammengenieteten Bauwerks empor.

Die Überraschung der drei Verbrecher gelang vollkommen. Sie saßen gerade in dem Wohngemach um den großen Tisch, der mit allerhand Papieren, mehreren Rollen von falschen Dollarstücken, Kupferplatten und Papierproben zur Herstellung von Banknoten bedeckt war.

Nachdem die Gauner, die gegenüber den drohend auf sie gerichteten Revolvermündungen keinen Widerstand wagten, gefesselt waren, begann man sämtliche Gelasse des Leuchtturmes genau zu durchsuchen. Hierbei entdeckte man dann, eine wie vielseitig und reichhaltig ausgestattete Falschmünzerwerkstatt sich die famosen Leuchtturmwärter hier eingerichtet

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Walther Kabel: Die Leuchtturmwärter von Shesterland. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 10, S. 209–212. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1912, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Leuchtturmw%C3%A4rter_von_Shesterland.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)