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Walther Kabel: Die Leuchtturmwärter von Shesterland. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 10, S. 209–212

Scherereien zu haben. Da erhielt er in den ersten Tagen des Mai 1908 den Besuch eines glattrasierten Herrn, der sich als Detektiv aus New York zu erkennen gab und dann dem aufs höchste überraschten Beamten mitteilte, in welchem Verdacht er die beiden so getreu ausharrenden Wärter habe.

In den Vereinigten Staaten waren nämlich seit anderthalb Jahren tadellos gefälschte Geldstücke und Banknoten in großen Mengen aufgetaucht, ohne daß es gelingen wollte, die Herkunft der Falschstücke zu ermitteln. Die Polizei entwickelte eine fieberhafte Tätigkeit. Alles war umsonst. Und dabei handelte es sich um so glänzend gelungene Fälschungen, daß die Falschmünzer fraglos mit größeren Maschinen arbeiten mußten, um derartige saubere Falsifikate herstellen zu können.

Endlich gelang es dem erwähnten New Yorker Detektiv, die Fährte eines Mannes namens Burkins, der sich in New Orleans und den benachbarten Ortschaften durch Ausgabe falscher Dollars verdächtig gemacht hatte, aber klugerweise nicht sofort verhaftet worden war, bis Miami zu verfolgen. Der betreffende war in Miami in dem ersten Hotel abgestiegen und vertrieb sich anscheinend durch Jagd auf Seevögel aufs angenehmste die Zeit, blieb oft zwei bis drei Tage mit seinem kleinen gemieteten Kutter, den er stets allein bediente, unterwegs, um dann regelmäßig mit seiner Beute an Möwen, Reihern und wilden Enten von seiner Küstenfahrt zurückzukehren.

Der Detektiv ließ sich durch dieses harmlose Verhalten des angeblichen Ingenieurs Thomas Burkins nicht täuschen, besonders da er sehr bald durch vorsichtige Nachfragen bei den Hotelbediensteten festgestellt hatte, daß Burkins seit etwa zwei Jahren regelmäßig für einige Zeit nach Miami zu kommen pflegte, anscheinend um seiner Jagdleidenschaft zu frönen. Außerdem hatte er in Erfahrung gebracht, daß es einen Ingenieur dieses Namens in Ohio, wo Thomas Burkins Mitinhaber einer Maschinenfabrik sein wollte, überhaupt nicht gab.

Diese Tatsachen teilte der Geheimpolizist dem Hafendirektor mit und bat ihn zugleich, ihm eines der Motorboote der Hafenverwaltung zur Verfügung zu stellen, damit er den eifrigen Nimrod auch auf See ständig im Auge behalten könne.

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Walther Kabel: Die Leuchtturmwärter von Shesterland. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 10, S. 209–212. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1912, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Leuchtturmw%C3%A4rter_von_Shesterland.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)