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Wir danken Gott, daß diese Zeiten roher Wutausbrüche vorüber sind, und bitten ihn, daß er sie für alle Zukunft fern halten wolle. Alle Einsichtigen und Gutgesinnten unter Christen und Juden sollten zusammenwirken mit vereinten Kräften und alles aufbieten, daß solche Zeiten nie mehr wiederkehren. Dr. Horovitz hat recht, wenn er sagt: „Ich glaube zuversichtlich, daß jeder Bekenner des Christentums, zu dem diese Worte der Kirchenväter dringen, dazu beitragen wird, in weiteren Schichten des Volkes aufklärend zu wirken. Daß man auf die Stimme der Päpste nicht gehört, daß man die Stimme der Wissenschaft nicht beachtet, daß beweist noch nicht, daß man nicht hören werde auf die Erlebnisse des eigenen Bekenntnisses.“[1] In dieser Hoffnung wird er sich nicht getäuscht sehen, denn der katholische Klerus wird keine passende Gelegenheit, die sich darbietet, vorübergehen lassen, ohne das christliche Volk aufzuklären, Vorurteile zu beseitigen, ungerechte Anklagen zu entkräften. Er wird, wie die Päpste von der Höhe des Apostolischen Stuhles herab es oft gethan haben, sein Wort und sein Ansehen einsetzen, um die aufgeregten Gemüter zu beruhigen und die entfesselten Leidenschaften zu beschwichtigen. Er wird das Beispiel nachahmen, das erst jüngst wieder der heilige Vater Leo XIII. gegeben hat, der in den katholischen Kirchen Korfus, wie die Zeitungen meldeten, durch die Geistlichen verkünden ließ, es sei der besondere Wunsch des Papstes, daß die Katholiken der Judenhetze fern bleiben. Nach diesem Beispiele, das alle Päpste gegeben haben, hat der katholische Pfarrer in Xanten gehandelt, indem er die gegen die Juden aufgebrachte Menge beruhigte, und das nämliche wird in ähnlichen Fällen jeder katholische Priester thun.

Wenn aber Dr. Horovitz vielleicht meint, wie aus den angeführten Worten desselben hervorzugehen scheint, daß das katholische Volk jetzt zum ersten Male die bezüglichen Aussprüche des Kirchenvaters Justinus, des Kirchengeschichtsschreiber Eusebius und des kirchlichen Schriftstellers Tertullian über die Blutbeschuldigung der ersten Christen, „über die Erlebnisse des eigenen Bekenntnisses“ hören werde, so wäre er damit in einem großen Irrtum befangen, denn das ist uns Katholiken nichts Neues, daß den Christen der ersten Jahrhunderte dieser Vorwurf gemacht wurde, das wissen unsere Kinder in den Schulen schon. Wenn der Herr Rabbiner einmal dem Unterrichte beiwohnen würde, den wir unseren Erstkommunikanten erteilen, so könnte er hören, wie gerade diese Anklage, welche die Heiden gegen die Christen erhoben haben, indem die ihnen vorwarfen, daß sie Kinder schlachteten, um ihr Fleisch zu essen und ihr Blut zu trinken, als ein Beweis dafür geltend gemacht wird, daß man schon in den ersten Jahrhunderten der Kirche ebenso glaubte, wie wir auch jetzt noch glauben, daß in dem allerheiligsten Sakramente des Altars das wahre und wirkliche Fleisch und Blut des Gottessohnes, des göttlichen Jesuskindes, wahrhaft und wirklich zugegen sind und von den Gläubigen in der heiligen Kommunion zur Nahrung der Seele genossen werden.

Übrigens werden die katholischen Priester, nachdem die Vorfälle in Korfu und Xanten wieder Veranlassung dazu gegeben haben, gerade


  1. c. l. 8.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Frank: Die Kirche und die Juden. Manz, Regensburg 1893, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kirche_und_Die_Juden.djvu/69&oldid=- (Version vom 31.7.2018)