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Aber die angeklagten Juden haben doch selbst eingestanden, daß sie Christenkinder ermordet haben, um deren Blut aufzufangen und aufzubewahren? Auch das ist wahr; der Oberrabbiner Joppinus zu Linkoln, die Juden zu Trient, welche der Ermordung des Knaben Simon angeklagt waren, haben umfassende Geständnisse abgelegt. Doch nirgends findet sich unter diesen Geständnissen die Aussage, daß die Juden überhaupt Christenblut genießen müssen oder zu anderen religiösen Zwecken nötig haben. Alle Geständnisse gehen bloß dahin, daß Christenkinder zum Osterfeste als Opfer geschlachtet worden sind. Nur die Thatsache des Mordes, nicht aber das Vorhandensein einer bezüglichen religiösen Vorschrift wurde festgestellt. Dabei dürfen wir auch nicht vergessen, daß im Mittelalter diese Geständnisse unter den Qualen der Folter gemacht worden sind, oder nachdem die Sicherheit des Lebens, wie bei Joppinus, für das offene Geständnis zugesichert war. Geständnisse aber, die unter solchen Umständen erfolgen, sind nicht immer zuverlässig, wie wir, um nur Ein Beispiel anzuführen, aus der Geschichte des Aufhebung des Templerordens ersehen können.

Doch wir wollen zugeben, daß wirklich Morde zur Gewinnung von Blut seitens der Juden vorgekommen sind, und daß man, wie es im Trient geschehen zu sein scheint, Christenknaben abgeschlachtet hat, um deren Blut zu religiösen Zwecken aufzubewahren; dann sind aber das immer nur vereinzelte Fälle, für welche diejenigen, die dabei beteiligt gewesen sind, verantwortlich gemacht werden müssen, die man aber nicht der ganzen Religionsgenossenschaft, der die Schuldigen angehören, zur Schuld anrechnen darf. Wir würden uns auch dagegen verwahren, wenn man die sogenannten Heilandsgreuel oder die Menschenopfer der Pöschlianer und andere Ausgeburten des Aberglaubens und des religiösen Wahnsinnes der katholischen Kirche zur Last legen wollte.

Auch dürfen wir bei der Beurteilung solcher Fälle nicht außer acht lassen, daß die Juden in jedem Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung, wie ich gezeigt habe, mehr oder weniger heftige Verfolgungen über sich ergehen lassen mußten; mit Feuer und Schwert und Verbannung ist gegen sie vorgegangen worden; kann man sich da wundern, wenn das heiße Blut des Morgenlandes, das noch immer noch in den Adern der Juden kocht, auch manchmal in Aufwallung kam, und daß die Juden ihre Wut an heiligen Hostien, Kruzifixen und Christenkindern ausließen, wie ihre Ahnen sie zur Zeit des römischen Kaisers Trajan in Syrien nach unerträglichen Mißhandlungen an Griechen und Römern ausgelassen haben, indem sie dieselben mit der raffiniertesten Grausamkeit zu Tode marterten, sie lebendig zersägten oder schunden, mit ihren Häuten sich behingen, ja in der Raserei sogar ihr Fleisch verzehrten![1] Doch waren es immerhin nur wenige Christenknaben, die von den Juden abgeschlachtet wurden, im Verhältnis zu der großen Menge Juden, die von Christen gemordet wurden; sicher kommen auf Einen geopferten Christenknaben mehr als tausend Juden, die in den vielen Verfolgungen durch Christen abgeschlachtet oder verbrannt worden sind.


  1. Menzel W., e. l. III. 389
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Friedrich Frank: Die Kirche und die Juden. Manz, Regensburg 1893, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kirche_und_Die_Juden.djvu/68&oldid=- (Version vom 31.7.2018)