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wie zwei Nieren von den größten Ochsen. Die Juden werden unermeßlich reich sein, jeder einzelne Jude wird 2800 Knechte haben.[1] Als nun Jesus einmal Brot auf wunderbare Weise vermehrte und Tausende von Hungrigen damit sättigte, da sahen diese hierin eine Bestätigung ihrer irrigen Ansicht vom Messiasreiche, sie erkannten in dem Wunderthäter den erwarteten Messias und wollten ihn mit Gewalt zum König machen. (Joan. 6.) Als aber Jesus am darauffolgenden Tage von der geistigen Speise zu ihnen redete und sie aufforderte, um diese sich hauptsächlich zu bemühen, da wandten sie sich enttäuscht wieder von ihm ab und wollten ihn nicht mehr als Messias anerkennen. (Ibid.) Selbst die Apostel und Jünger des Herrn teilten den allgemeinen Wahn, und erwarteten ein weltliches Reich des Messias, in welchem sie die ersten Plätze, die hervorragendsten Würden und Ämter einnehmen würden. Darum fragten sie den göttlichen Heiland noch einmal kurz vor seiner Auffahrt in den Himmel: „Herr! Wirst du wohl in dieser Zeit das Reich Israel aufrichten?“[WS 1] (Act. 1.) Der göttliche Heiland suchte die Juden von diesem Irrglauben zu befreien und belehrte sie, daß das Messianische Reich kein weltliches Reich sei, daß es nicht mit irdischem Pomp und Schaugepränge komme, sondern daß es ein geistiges Reich sei, das in dem Inneren des Menschen sich aufbaue. (Luc. 17.) Doch er predigte damit tauben Ohren, man wollte ihn nicht verstehen. Und als er dann die Armen selig pries, und dazu aufforderte, das Kreuz auf sich zu nehmen, alles zu verkaufen, in Armut und Niedrigkeit ihm nachzufolgen, um so in das Himmelreich einzugehen, da gingen sie entweder traurig, wie jener reiche Jüngling, der sein Vermögen nicht hergeben wollte, von ihm weg, oder sie bezogen vielleicht diese Forderungen bloß auf die Dauer des großen Krieges, den der Messias vor der Errichtung seines Reiches führen müsse, und nach dessen siegreichem Ausgang die Juden zur Weltherrschaft mit den geträumten Ehren und Freuden gelangen würden. So hat vielleicht das gewöhnliche Volk die Sache aufgefaßt, und so wird es auch erklärlich, wie das Volk trotz aller Belehrung über die geistige Natur des Messianischen Reiches am Palmsonntage den göttlichen Heiland zum König ausrief und mit Freudengeschrei ihm huldigte. Die Gelehrten aber unter den Juden, die Gesetzkundigen, die Priester hatten es nur zu gut erkannt, daß Jesus von Nazareth ein irdisches Reich, wie sie es wünschten und erwarteten, niemals, weder jetzt noch später gründen werde, und deswegen wurden sie unwillig über das Volk, das Jesum zum König ausrief, und sie hielten Rat, wie sie ihn mit List ergreifen und töten könnten. Auch gelang es ihnen, das Volk zu überzeugen, daß es von Jesus von Nazareth die Gründung eines weltlichen Reiches niemals hoffen könne, ja sie konnten das Volk sogar überreden, daß es den Tod Jesu mit Ungestüm forderte und dessen Hinrichtung auch durchsetzte.

Hiermit war eingetreten, was Jesus wiederholt vorausgesagt hatte, daß er sterben, daß er am Kreuze sterben müsse. Den Grund, warum die Juden ihn töten würden, hatte er in folgender Gleichnisrede ausgesprochen:


  1. Dr. Rohling, der Talmudjude; 4. Aufl. Münster, Russel, 1873, S. 30.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Das schließende Anführungszeichen fehlt in der Vorlage.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Frank: Die Kirche und die Juden. Manz, Regensburg 1893, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kirche_und_Die_Juden.djvu/56&oldid=- (Version vom 31.7.2018)