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V.
Festhalten der Juden an ihrem Glauben und ihren Stammeseigenheiten.

Die schönsten Blätter in der Geschichte des Judenvolkes sind unstreitig jene, auf denen die treue Liebe geschildert ist, mit welcher die Juden an dem Glauben der Väter festhielten, und der Heldenmut, mit welchem sie ihren väterliche Glauben verteidigten, oder für denselben die schmerzlichsten Peinen und selbst den grausamsten Tod erlitten. Wer kann ohne Bewunderung und herzliche Freude von den blutigen Schlachten lesen, welche die tapferen Makkabäer und ihre gottbegeisterten Krieger den Feinden und Unterdrückern ihres heiligen Glaubens geliefert haben! Und mahnt uns nicht unsere heilige Kirche selbst, jene glaubensstarke Mutter mit ihren eben so glaubensstarken sieben Söhnen zu ehren, die lieber unsägliche Schmerzen und den qualvollsten Tod erleiden als nach dem Befehle des heidnischen Königs Antiochus ihren Glauben verleugnen wollten, indem sie zur Verehrung derselben einen eigenen Festtag, der am 1. August gefeiert wird, eingesetzt hat!

An solchen Bildern, die dem Herzen des unbefangenen Beschauers Erstaunen und Bewunderung abnötigen, fehlt es in der Geschichte des Judenvolkes in keinem Jahrhunderte. Wie oft ist es schon vorgekommen, daß den Juden eines Landes die Wahl gelassen wurde, entweder das Land, in welchem sie seit vielen Jahren gewohnt und wo sie eine liebe Heimat gefunden hatten, zu verlassen, oder die heilige Taufe zu empfangen! Und Tausende ergriffen den Wanderstab und verließen mit schwerem Herzen ihre langjährige Heimat, oftmals auch all ihr Hab und Gut. Ihr väterlicher Glaube war ihnen lieber als das sonnige Spanien, das schöne Frankreich, das meerumspülte Albion.

Wer kann seine Teilnahme den Judenmädchen zu Speier versagen, die von christlichen Jünglingen den Flammen des Scheiterhaufens entrissen worden waren, aber sich freiwillig wieder in die Feuersglut stürzten, um für den Glauben der Väter zu sterben, ihr junges Leben gleichsam dem Herrn als Brandopfer zu lieblichem Wohlgeruche darzubringen!

Wer kann ohne Mitleid lesen, wie sämtliche Juden in einer Stadt, Greise, Männer, Frauen, Kinder sich selbst dem Tode weihten, ihre Häuser und sich selbst verbrannten, um nicht gezwungen zu werden, den väterlichen Glauben zu verleugnen.

Nur eine einzige Religion ist es, deren Bekenner in der Liebe zu ihrem Glauben und in der treuen Anhänglichkeit an denselben sich mit den Bekennern der jüdischen Religion messen können, und das ist die katholische Religion, es sind die Kinder der Kirche des Neuen Bundes, die in zahllosen Scharen ihre Liebe zu ihrer heiligen Religion, ihre Treue gegen die Kirche mit ihrem Blute besiegelt haben. Diese Thatsache im Zusammenhalt mit der anderen Thatsache, daß tausendjährige Verfolgungen nicht imstande waren, das jüdische Volk und die katholische Kirche von dem Erdboden zu vertilgen, sind ein

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Friedrich Frank: Die Kirche und die Juden. Manz, Regensburg 1893, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kirche_und_Die_Juden.djvu/53&oldid=- (Version vom 31.7.2018)