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Kasimirs Verhältnis zu Esther ist eine geschichtliche Thatsache, die sich nicht leugnen läßt; aber ebenso ist es auch geschichtlich festgestellt, daß er die Gesetze, die den Juden Rechtsschutz gewähren sollten, schon zwanzig Jahre vor seinem Verhältnis zu Esther erließ. Dem übermäßigen Wucher beugte er dadurch vor, daß er den Zins durch Gesetze regelte, was in Polen um so eher möglich war, als die auf den Juden ruhenden Abgaben hier nicht so hoch waren wie in Deutschland.

Wenn Wolfgang Menzel sagt, daß das Judenvolk in Polen nichts arbeite, sondern von der Arbeit der polnischen Christen lebe, so muß dieser Ausspruch bedeutend eingeschränkt werden, indem sämtliche Handwerke in Polen bis auf den heutigen Tag von Juden betrieben werden. Sie fingen auch an, den Ackerbau zu betreiben, sobald es ihnen gestattet war, bis die Verfolgungen in der jüngsten Zeit sie aus den Dörfern vertrieben. Dabei darf man nicht vergessen, daß es den Juden sehr schwer fällt, in die bäuerlichen Arbeiten sich hineinzufinden; wir haben ja in Unterfranken auch Judenfamilien, die sich mit Ackerbau beschäftigen, aber wenn man sie bei den Arbeiten beobachtet, sieht man in der Regel schon auf den ersten Blick, daß ihre Ahnen viele Jahrhunderte lang den Pflug nicht führen durften.

Was den Branntweingenuß betrifft, so ist statistisch festgestellt, daß der Konsum von Branntwein in den „judenfreien“ Teilen Rußlands weit größer ist, als in den von Juden bewohnten Gegenden.

Der böhmische König und römische Kaiser Wenzel war ein großer Freund der Juden, die sich diese Freundschaft auch zu nutze machten und besonders gegen die Geistlichkeit frech wurden. Als einmal ein Priester in der Karwoche einem Christen in einem Judenviertel zu Prag die heiligen Sterbsakramente reichen wollte, verhöhnten ihn die Juden und warfen nach ihm mit Steinen, so daß er mit dem hochwürdigen Gute flüchten mußte. Nun aber brach das wütende Christenvolk zur Rache in das Judenviertel ein, erschlug alle Juden und brannte ihre Häuser nieder. Andere Geschichtschreiber stellen die Sache so dar, als hätten spielende Judenkinder aus Versehen den Priester mit Sand beworfen; das sei mißverstanden worden, und das beutegierige Volk sei über die Juden hergefallen, um zu plündern. Man erwartete von König Wenzel, er werde sich der Juden annehmen, aber er begnügte sich damit, im Jahre 1389, allen Raub in die königliche Kammer bringen zu lassen. Im folgenden Jahre erließ er ein Reichsdekret, wonach im ganzen Deutschen Reiche alle Schulden, welche Christen bei Juden gemacht hatten, für getilgt erklärt wurden.

Der König Peter der Grausame von Castilien ließ durch seinen Hofjuden Levi – im Jahre 1356 – ungeheure Geldsummen herbeischaffen, um Soldaten anzuwerben, mit denen er allen Widerstand brechen wollte, der sich der Befriedigung seiner Leidenschaften entgegensetzte. Nachdem der Jude wie ein Schwamm vom Schweiß und Blut der christlichen Unterthanen sich vollgesogen hatte, preßte ihn der König hohnlachend aus, indem er ihm fünf Millionen Piaster und eine Menge kostbarer Stoffe und Kleinodien abnahm. Hierauf ließ er ihn foltern, um noch mehr aus ihm herauszupressen, aber der Jude bekannte nichts auch unter den gräßlichsten Peinigungen.

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Friedrich Frank: Die Kirche und die Juden. Manz, Regensburg 1893, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kirche_und_Die_Juden.djvu/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)