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Andere sagen, daß der jüdische Schatzmeister von dem König Alfonso als Gesandter zu dem maurischen Könige von Sevilla geschickt und von diesem wider alles Völkerrecht ermordet wurde; der Jude fiel, wie sie sagen, als ein Opfer der Treue gegen seinen König.

Wie der Anfang des elften Jahrhunderts war auch der Ausgang desselben durch eine große Judenverfolgung gekennzeichnet. Im Jahre 1096 soll nämlich ein Haufen von Kreuzfahrern, die ihren Weg durch Sachsen und Böhmen nahmen, die Juden in der Stadt Prag mit entsetzlicher Wut angefallen haben. Außer Prag werden auch noch die Städte Rouen, Trier, Speier, Worms, Mainz und Regensburg genannt, in welchen blutige Judenhetzen in Scene gesetzt wurden. Fragen wir nach den Gründen, warum die Kreuzfahrer gegen die Juden in dieser Weise vorgingen, so mag es wohl bei manchen Kreuzfahrern der Religionshaß gewesen sein, der sie antrieb, die Juden niederzumetzeln, aber im allgemeinen lag auch jetzt wieder ein Hauptgrund der Judenverfolgung in dem Wucher, womit die Juden das christliche Volk ausbeuteten. Dabei mag es auch, und zwar nicht selten, vorgekommen sein, daß einzelne Anführer der Kreuzfahrer Judenhetzen veranstalteten oder doch nicht hinderten, weil sie den Juden verschuldet waren, und weil sie durch Ermordung oder Vertreibung der Juden sich ihrer Dränger entledigen wollten. In ähnlicher Weise nützte auch der Herzog Bretislaw von Böhmen die damalige Judenverfolgung aus. Als nämlich die Bedrückung der Juden in der Stadt Prag nicht aufhörte, entschlossen sich die Juden, nach Ungarn auszuwandern. Da ließ der Herzog die Juden völlig ausplündern, nahm ihnen alles weg, was er nur erwischen konnte, und gab ihnen dann die Erlaubnis, zu gehen, wohin sie wollten.

Ein guter Freund der Juden war der Kaiser Heinrich IV., der ihnen, weil sie ihm zu einem Römerzuge Geld verschafft hatten, einen merkwürdigen Rechts- und Freiheitsbrief – im Jahre 1090 – ausstellte; bei dem Volke schadete ihm das aber ebenso wie die Thatsache, daß er den klagenden Juden in Regensburg und Mainz für Geld Recht sprechen ließ.

Ein solcher Freund der Juden war auch der russische Großfürst Swätopolk, der aus schmutzigem Geiz für Geld den Juden erlaubte, sich in Kiew einzunisten und Wuchergeschäfte und Prellerei zu treiben. Nach seinem Tode – am 10. April 1113 – fiel das Volk wütend über die Juden her, welche kaum das nackte Leben retten konnten. Auch die großfürstliche Schatzkammer wurde geplündert. Zehn Jahre später, als in Kiew ein Brand ausbrach, wurden die Juden der Brandstiftung beschuldigt, wohl nur aus Beutelust, und das Volk fiel neuerdings wieder mit Wut über dieselben her.

Es ist merkwürdig, wie die Juden trotz der schmerzlichen Erfahrungen, die sie fortwährend machen mußten, trotz der blutigen Verfolgungen, in denen ihre Stammesgenossen grausam abgeschlachtet wurden, doch von den wucherischen Geldgeschäften nicht lassen konnten. Als am Anfange des zwölften Jahrhunderts die unmenschlichen Morabethen, eine Rotte von Tigern in Menschengestalt, aus den Sandwüsten Afrikas, die staatlichen Einkünfte in Spanien verpachteten, waren es die Juden, die sich in ihrer unersättlichen Habsucht zu Pächtern hergaben

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Friedrich Frank: Die Kirche und die Juden. Manz, Regensburg 1893, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kirche_und_Die_Juden.djvu/19&oldid=- (Version vom 31.7.2018)