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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)


Allerlei Winke für jung und alt.

Gehäuse für die Essensglocke. In Familien oder Pensionaten, wo es Sitte ist, die Hausgenossen durch Läuten zu den Mahlzeiten zu rufen, macht sich die Anbringung der Eßglocke in einem zierlich gebrannten oder gemalten Holzgehäuse auf dem Treppenflur sehr nett. Ein solches Gehäuse hat die Form eines kleinen Dachgiebels (siehe die Zeichnung) und mißt etwa 35 cm Länge zu 43 cm Breite. Unterhalb des Giebels läuft eine schmale Querleiste, an welcher die Glocke befestigt und um welche der Bindfaden geschlungen ist, mittels dessen sie in Bewegung gesetzt wird; der Faden geht auf der einen Seite des Gehäuses durch ein rundes Loch und hängt hier herab.

Läßt man das Holz weiß, so ist Brandmalerei, auch Spritzarbeit und dergleichen als Verzierung zu empfehlen; streicht man das Gehäuse mit englischer Lackfarbe in einem den Möbeln entsprechenden Tone an, so muß die Bemalnng in Oelfarbe ausgeführt werden. H. R.     

Gehäuse für die Essensglocke.

Dreieckiges Kissen.

Goldlack im Winter. Der Goldlack wird am besten vor Mitte September gepflanzt auf den Platz, wo er im Frühjahr stehen und blühen soll. Ist dies bis zu dem Zeitpunkt nicht geschehen, so darf man ihn nicht mehr verpflanzen, da er sich nicht genügend mehr bewurzeln kann. Man läßt ihn dann besser auf dem bisherigen Platze stehen und verpflanzt erst im Frühjahr. Die Hauptsache ist aber, daß der Goldlack gar nicht bedeckt wird, weil er leicht fault, während der Frost ihm wenig anhaben kann. Das gleiche gilt von Vergißmeinnicht und Tausendschön (gefüllte Marienblumen), doch kann man die letzteren beiden noch bis Mitte Oktober verpflanzen.

Dreieckiges Kissen. In unserer Zeit, die gerade die unscheinbarsten Naturformen als Dekoration aufsucht und zu Ehren bringt, ist man auch wieder aufmerksam geworden auf die feinen Umrißlinien unserer einheimischen Baumblätter. Nicht nur die Blätter, welche ihrer bildlichen Bedeutung wegen seit lange beliebt sind, wie Eiche, Lorbeer, Palme, werden als dekorativer Sckmuck angewandt, sondern auch das ganz einfach ausgebreitete Kastanienblatt in seiner edlen Fächerform, der Lindenzweig, die Weide.

Wir geben hier als Verzierung für ein kleines dreieckiges Kissen drei Ahornblätter; es müssen überhaupt möglichst regelmäßig gestaltete, große Blätter sein, mit gut ausgeprägten Spitzen.

Diese zeichnet man in der angegebenen Lage ab und überträgt die Zeichnung auf nicht zu dünnen Seidenstoff von mildgrüner Farbe. Von rückwärts klebt man ein leicht gummiertes Stück Seidenpapier dagegen, das beim Ausschneiden das Ausfasern verhütet (pressen, während es trocknet!); die ausgeschnittenen Blätter werden auf einen Grund von kräftig rotbrauner Seide oder auch Tuch geheftet, ringsum fein angestochen, die Ränder durch ein aufgenähtes dünnes Schnürchen oder eine Reihe von Stiel- oder Kettenstichen, dunkler als die Blätter, gedeckt, wobei die feinen Spitzen recht ausdrucksvoll behandelt werden müssen; die Adern sind durch gestickte Linien zu erhöhen, die Stiele auch zu sticken. Durch einen Rand von Plüsch oder Seide läßt sich das Kissen noch vergrößern.

Auch in Gelb oder Braunrot, den herbstlichen Farben, auf einem tiefblauen Grund, würden diese einfachen Blätter sehr gut wirken. J.      


–– Hauswirtschaftliches. ––


Behandlung des Schuhwerks bei nassem Wetter. Nichts greift die Stiefel mehr an und zerstört gründlicher Geschmeidigkeit und Glanz des Leders als andauernde Nässe. Eine besonders fürsorgliche Behandlung des Schuhwerks ist da von nöten. Vor allem gilt es, das Eindringen der Feuchtigkeit nach Möglichkeit zu verhindern, darum ist das Einreiben mit der folgenden Masse sehr zweckmäßig. Man thut 75 g Vaseline und 25 g Paraffin in eine Blechbüchse (leere Kakaobüchsen sind gut verwendbar) und schmilzt dies auf einer kleinen Herdplatte, wobei man die Mischung öfter durcheinander rührt und dann erstarren läßt. Mit einer kleinen Bürste wird von der Salbe überall ein feiner Überzug auf die Stiefel übertragen und dann auf ihnen mit einem zusammengeballten Lederläppchen verrieben. – Vor dem Putzen muß feuchtes Schuhwerk erst völlig getrocknet sein, man thut zu diesem Zweck am besten, erst den Schmutz mit einem alten Schwamme abzuwaschen und dann heißes, trockenes Heu in die Stiefel zusammengeballt zu stecken, dies oftmals zu erneuern und so die Schuhe zu trocknen. Dann erst werden sie auf gewöhnliche Weise geputzt. Beim Putzen soll man niemals die Wichse sehr dick aufschmieren, sondern nur dünn auftragen und das Aufschmieren wiederholen, wenn kein Glanz hervortritt.

Selbsteinmachen von Magdeburger Sauerkraut. Zum Einmachen ist nur der Herbstweißkohl zu brauchen, späterer Kohl ist hart und das Sauerkraut von ihm zäh. Man löst die losen Blätter ab und hobelt den Kohl sehr fein, wobei man die dicken Blattrippen fortläßt. Für jedes Kilo gehobelten Kohl rechnet man 20 g mit wenig Kümmel vermischtes Salz, mit dem man das Kraut lose vermengt. Für einen kleinen Haushalt sind Steintöpfe am ratsamsten zum Einlegen. Man muß sie peinlich säubern und gut austrocknen, vor dem Einschichten des Kohls spült man sie leicht mit Essig oder besser noch mit leichtem Weißwein aus. Zwischen den Kohl streut man saure Aepfel und nach Belieben auch einige Wacholderbeeren und Kümmelkörner. Obenauf legt man lose Kohlblätter und darüber ein mit einem Stein beschwertes Brett, worauf man das eingemachte Kraut bis zum Gebrauch an einen kühlen luftigen Ort stellt. E.      

Preiselbeeren einzusieden. 4 Pfund oder 2 kg reingelesene Beeren werden mit 2 Pfund oder 1 kg gestoßenem Zucker vermischt und über Nacht stehen gelassen. Am folgenden Morgen wird 1/4 l roter Wein, etwas Zimmetrinde den Beeren zugegeben, welche nun in einem fettfreien irdenen Tiegel, ohne Aufrühren, auf der heißen Herdplatte gekocht werden, bis der Saft dicklich ist. Längeres Kochen benimmt die schöne Farbe. Die eingesottenen Beeren werden in Steintöpfe oder vorgewärmte Geleegläser eingefüllt, über Nacht zum Erkalten gestellt und erst am nächsten Tag verschlossen. E. K.     

Hasenbraten in Gelee nach Wiener Art. Der Hase wird nach bekannter Art hergerichtet, die Häute abgezogen, mit Salz das Fleisch eingerieben, eine Bratenpfanne mit dünnen Speckblättern ausgelegt, der Hase darauf gebracht, die Pfanne zugedeckt und der Braten gedämpft. Nach etwa 3/4 Stunden unterschwemmt man den Hasen mit einem Glas roten Wein, begießt das Fleisch von Zeit zu Zeit mit dem Safte und dämpft es vollkommen weich. Mit einem scharfen Messer wird dann das Rückenfleisch vom Gerippe gelöst, ebenso das der Schlegel, und kalt gestellt. Das übrige Abfallfleisch und die Knochen werden im Mörser fein gestoßen (man kann auch Kalb- oder Schweinefleischreste dazu nehmen); nun würzt man den Brei mit Salz, Pfeffer und ein paar zerdrückten Wacholderbeeren, etwas Citronengelb, giebt ihn in den Saft, in dem der Hase gedämpft wurde, und kocht das Ganze zu einer ziemlich dicken Sauce, die durch ein feines Sieb gestrichen wird. Der passierte Saft (Salmi) wird mit etwas flüssigem Aspik vermischt, in eine Form gefüllt und auf Eis gestellt. Eine zweite größere, schöne Sulzform wird mit etwas flüssigem Aspik ausgegossen, so daß der Boden der Form 1 bis 11/2 cm mit Aspik bedeckt ist. Die Form wird auf Eis gestellt. Ist das Aspik in der Form erstarrt, so wird von dem Rückenfleisch und dem gesulzten Salmi, welch beides in 1 cm dicke Filets geschnitten wird, ein schöner Kranz in die Form eingelegt, darüber eine dünnere Schicht Aspik gegossen und kalt gestellt. Ist dieses wieder steif, so kommt eine zweite kranzförmige Lage von Fleisch und Salmischnittchen; den Schluß bildet wieder ein Ueberguß von Aspik und dazwischen gestreuten feinen Trüffelblättchen. Die Form muß abermals auf Eis gestellt werden. Nach 11/2 Stunden nimmt man sie vom Eis, stößt sie schnell in heißes Wasser, trocknet sie ebenso rasch wieder ab und stürzt nun den Inhalt vorsichtig auf eine bereitgehaltene flache, runde Platte. Man umgiebt den gesulzten Hasen mit einem Kranz von abwechselnd farbigem Aspik, Buttertütchen oder Blumen mit Kaviar gefüllt, hartgekochten Eiern, grüner Petersilie etc. Die äußerste Randeinfassung kann mit frischen Lorbeerblättern gemacht werden, auch können Eierhälften, mit farbigem Aspik gefüllt, ringsum garniert werden. E. K.     

Obst auf französische Art zu trocknen. Nirgends erhält man ein aromatischeres trockenes Obst als in Frankreich, anderswo getrocknete Früchte halten kaum einen Vergleich damit aus. Dieses Obst, welches tadellos, völlig reif und frisch gepflückt sein muß, wird auf folgende Weise hergestellt: Man schüttet die Früchte – Pfirsiche, Mirabellen, Reineclauden, feine Birnen und Pflaumen sind ganz besonders trefflich – in kochendes Wasser, in dem sie, ohne kochen zu dürfen, so lange liegen bleiben, bis sie weich sind. Dann werden sie behutsam geschält und zum Abtropfen auf saubere Siebe über eine Porzellanschüssel gelegt, welche den Fruchtsaft aufnimmt. Wenn die Früchte abgetrocknet sind, werden sie nebeneinander auf Backbretter gelegt und in einen Backofen geschoben, in welchem zuvor Brot gebacken wurde. In ihm müssen sie langsam 24 Stunden trocknen, werden dann zum Erkalten mit weißem Papier bedeckt, weggestellt und darauf breitgedrückt. Man taucht sie nun schnell in den abgetropften Fruchtsaft, legt sie dann zum zweitenmal auf Siebe und trocknet sie in einem warmen, staubfreien Raum. Pappschachteln eignen sich am besten zum Aufbewahren dieses Obstes. Man legt sie mit dünnem Pergamentpapier aus und schichtet die Früchte lagenweise zwischen weißen Papierbogen in die Schachteln. He.     

Gebrauch alter Schwämme. Ein zum Waschen des Körpers mit der Zeit unbrauchbar gewordener Schwamm sollte niemals einfach fortgeworfen werden, denn viel besser als jegliches, noch so poröses Tuch nimmt solch ein Schwamm Feuchtigkeit auf, außerdem aber giebt es für viele Sachen kein besseres Reinigungsinstrument als ein zwar abgenutzter, aber doch weicher Schwamm. Jegliches Schuhwerk läßt sich am saubersten halten, wenn man Staub und Schmutz nicht abbürstet oder gar mit einem Messer abkratzt, sondern mit einem Schwamm abwäscht, die Stiefel dann trocknen läßt und danach weiter putzt.

Auch alle lackierten Sachen, Bretter, Schränkchen, Tische und dergleichen, werden durch Abwaschen mit reinem weichen Schwamm bequem von jeglichem Schmutz befreit; Möbelfüße werden am besten staubfrei, wenn man sie mit einem Schwamm abwäscht. Daß zum Waschen von Fensterscheiben ein alter Schwamm gute Dienste leistet, ist wohl allen Leserinnen bekannt. Nur eins ist beim Gebrauch solcher Schwämme zu beachten: sollen sie die Sachen wirklich reinigen, müssen sie selbst tadellos sauber sein. Man erhält übrigens die Schwämme am besten rein, wenn man sie nach jedem Gebrauch in lauwarmem Salzwasser wäscht und an der Luft trocknet. H.      

Putzpulver für Spiegel- und Glasscheiben. Eine sehr große Reinheit erzielt man mit einer Mischung von 1S Teilen Kreide, 6 Teilen Trippel und 3 Teilen Bolus, die sämtlich gut pulverisiert sein müssen. Beim Gebrauch befeuchtet man die Scheibe etwas mit einem Fensterleder, taucht ein zweites Stück Leder in das Pulver und reibt damit einige Zeit in kreisrunden Bewegungen. Danach wird mit Schwamm und Wasser gesäubert und nachgetrocknet. Der Glanz derartig geputzter Scheiben ist überraschend.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 772_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0772_a.jpg&oldid=- (Version vom 26.4.2023)