verschiedene: Die Gartenlaube (1899) | |
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Halbheft 17. | 1899. |
Nur ein Mensch.
(8. Fortsetzung.)
Schon am ersten Tage bemerkten Oberamtmanns, daß das, was für sie ein Opfer bedeutet hatte, nämlich Susanne zum Dableiben einzuladen, viel Segen trug.
Ihre Tochter, von deren nächtlichen Seelenkämpfen sie nichts ahnten, bestrebte sich ersichtlich, gleichmäßiger, geduldiger zu sein. Sie schrieben es Susannens Einfluß zu.
Und dann war Susanne auch sogleich derart gut Freund mit Leo und Milly, daß die Kinder förmlich an ihr hingen und Festtage durch sie erlebten.
Außerdem hatte sie eine frische, unbefangene Art, mit dem Oberamtmann umzugehen, dessen pedantische Tyrannei ihr nicht imponierte, die sie einfach für Spaß nahm und gerade hierdurch oft entwaffnete.
Mit der Oberamtmännin spielte sie jeden Nachmittag von Vier bis Fünf vierhändig. Die Oberamtmännin hatte eine gewisse Leidenschaft für Ouvertüren, und die Ouvertüre zu „Dichter und Bauer“ war ihr Liebling. Eifrig im Takt sich wiegend, mit freudigem Gesicht, saß sie dann vor den Tasten. Sabine
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 517. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0517.jpg&oldid=- (Version vom 27.6.2024)