Seite:Die Gartenlaube (1895) 467.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1895)

schweren Gewitters beobachtet, sie betrug 75 mm. Sehr lehrreiche Untersuchungen über die Wassermenge eines Wolkenbruches sind von dem Meteorologischen Institut in Chemnitz auf Grund sachgemäßer Beobachtungen angestellt worden. Der Regen fiel dort innerhalb eines Kreises von 2 Kilometern und der Niederschlag erreichte eine Höhe von 40 mm innerhalb 2 Stunden. Es waren somit auf je ein Quadratmeter 40 Liter und auf die genannte Kreisfläche etwa 500 Millionen cbm Wasser niedergegangen. Würde nun diese Menge in ein Thal abfließen, so würde sie vollauf genügen, um ein umfangreiches Dorf 2 m hoch zu überschwemmen. An einigen Stellen sind aber im Mittelpunkt des betroffenen Gebietes noch weit größere Wassermengen, etwa 200 Liter auf den Quadratmeter, niedergegangen!

Schließlich möchten wir noch einige Beispiele kurzer, aber sehr ergiebiger Regengüsse anführen. In Gütersloh fielen während 7 Minuten 14,3 mm und in Wermsdorf in Sachsen erreichte am 9. Juni 1867 die Regenhöhe binnen einer Viertelstunde sogar 31,4 mm; d. h. in je einer Minute ergossen sich hier über 2 Liter Regenwasser auf den Quadratmeter.

Diese Beispiele zeigen uns, welche kolossale Regenmengen in Deutschland in kurzen und kürzesten Zeitfristen einzelne Gebiete überfluten können. In der Niederung sind sie weniger gefährlich, anders aber im Gebirge, wo das Wasser von den Berghängen rasch nach den Thälern fließt und diese als Wildbäche erreicht. Hier kann die Flut, wie kürzlich im Eyachthal, in wenigen Stunden zur verderblichsten Höhe ansteigen, und die Erfahrung lehrt, daß dies jahraus jahrein bald hier, bald dort geschieht.

Wind und Regen sind elementare Gewalten, über die wir keine Herrschaft besitzen. Wir sind nicht imstande, Wolkenbrüche zu verhüten, ja nicht einmal dieselben vorherzusagen. Und doch kann manches geschehen, um die verderblichen Folgen derselben, die Ueberschwemmungen mit ihren Verlusten an Hab' und Gut und Menschenleben, zu verhüten oder auf ein geringeres Maß zurückzuführen. Man muß in das Gebirge hinaufgehen und dort, wo sich die ersten Wasserrinnsale sammeln, durch zweckmäßige Anlagen das Gefälle vermindern, so daß die Wasserfluten sich in Mulden und Becken stauen und langsamer zu Thal abfließen. Und wenn dadurch bei besonders starken Wolkenbrüchen Ueberschwemmungen vielleicht nicht gänzlich verhütet werden, so wird jedoch ihr Umfang und erster Anprall derart gemildert, daß sie nicht so verheerend auftreten und schreckenerregende Katastrophen ausbleiben. Leider werden Vorschläge dieser Art sehr häufig an maßgebenden Stellen abgelehnt, weil die Höhe der Kosten den erhofften Nutzen nicht entsprechen soll. Man berechne den Schaden, den ein einziger Wolkenbruch anzurichten vermag, und man wird anders urteilen. Wind und Wetter können wir nicht gebieten, aber die Wasserläufe in unsrer Heimat müssen wir beherrschen und regeln. Wie bei der Kanalisation einer Stadt mit der Wasserflut eines voraussichtlichen Wolkenbruchs gerechnet wird, so muß auch der Staat die Wasserverhältnisse in einem von Ueberschwemmungen öfter bedrohten Gebiete regeln. Wie schwierig auch diese Aufgabe erscheint, so wird sie mit den Fortschritten der Kultur doch gelöst werden. Dann werden auch die Gebirgsbewohner Wolkenbrüche weniger zu fürchten haben. M. Hagenau.     



Blätter und Blüten.


„Vergiß die treuen Toten nicht!“ Fünfundzwanzig Jahre des Friedens trennen uns von der ruhmreichen Zeit, da fremde Eroberungslust den deutschen Stämmen die Waffen in die Hand drückte zur Verteidigung des heimischen Herdes und auf blutgetränkten Schlachtfeldern die langersehnte deutsche Einheit besiegelt wurde. Gehobenen Herzens, aber nicht ohne wehmütige Erinnerung an die Opfer des Krieges steht das deutsche Volk im Begriffe, die fünfundzwanzigjährige Wiederkehr der glorreichsten Tage seiner Geschichte festlich zu begehen! Tausende von Veteranen rüsten sich zu einem nochmaligen Besuch der Stätten, wo sie Schulter an Schulter mit den gefallenen Kameraden gestritten haben.

Die Vereinigung zur Schmückung und fortdauernden Erhaltung der Kriegergräber und Denkmäler bei Metz, welche ihren Sitz in Metz hat, sich über fast ganz Lothringen erstreckt und auch die erreichbaren Gräber jenseit der Grenze in ihren Wirkungskreis einbezieht, wird, da auf die Unterstützung zahlreicher Gesinnungsgenossen zu rechnen ist, auch in diesem Jahre ihrer größeren Aufgabe gerecht werden können.

Etwa 50 Denkmäler und ungezählte Gräber von dreißigtausend Deutschen, die die ersten entscheidenden großen Siege erringen halfen, werden im Eichen- und Lorbeerschmuck beredtes Zeugnis von unvergänglicher deutscher Dankbarkeit ablegen. Die Schmückung soll, reicher und schöner denn je, an den Jahrestagen der Schlachten selbst stattfinden. Am 18. August wird dann, anschließend an die Einweihung des Aussichtsturmes, eine allgemeine Gedenkfeier für alle Gefallenen, die hier und weit draußen in fremder Erde gebettet sind, in der Schlucht bei Gravelotte abgehalten werden.

Ausführliche Programme über diese Veranstaltungen werden auf Verlangen vom Vorstande der genannten Vereinigung abgegeben. Demselben sind auch die Kranzspenden für bestimmte oder ungenannte Kriegergräber und Denkmäler zu senden, während Geldbeiträge zur Schmückung, über welche Quittung erfolgt, an den Schatzmeister der Vereinigung, Herrn C. Jonas in Metz, erbeten werden.

Abnahme der Tuberkulose. Im Laufe der letzten Jahre wurden von unseren Großstädten sehr namhafte Ausgaben für hygieinische Zwecke nicht gescheut. Versorgung der Einwohner mit gutem Trinkwasser, Kanalisation oder Regelung der Abfuhr, Straßenreinigung, Einrichtung von Markthallen und Schlachthäusern verschlangen viele Millionen, aber der Erfolg ist nicht ausgeblieben. Der Unterleibstyphus wurde an vielen Orten bedeutend eingeschränkt und die neueste Statistik zeigt auch eine langsame Abnahme der Todesfälle an Tuberkulose in den meisten Großstädten Deutschlands. Allerdings ist die Zahl der Opfer immer noch groß, aber die erzielten Erfolge sollten für uns ein Sporn sein, in Schaffung gesunder Verhältnisse nicht zu erlahmen, sondern auf der einmal eingeschlagenen Bahn rüstig vorwärts zu schreiten. Denn die geringe Abnahme der Sterblichkeit an Tuberkulose bedeutet doch die Errettung Tausender von frühzeitigem Tod und Siechtum. *     

Die Zähmung der afrikanischen Elefanten wird neuerdings im Interesse unseres Kolonialbesitzes von sachverständiger Seite empfohlen. Die afrikanischen Elefanten genießen nicht den gleich günstigen Ruf wie die indischen. Wohl hat es eine Zeit gegeben, da dieselben sogar in die Geschicke der Weltgeschichte eingriffen. Es war im Altertum, da sie auf den Kriegsschauplätzen Afrikas, Asiens und Südeuropas an den Kämpfen um die Weltherrschaft teilnahmen, und namentlich die Karthager verstanden die Kunst, Elefanten ihrer Heimat zu Kriegsdiensten abzurichten. In einigen Schlachten mußten sie ihre Kräfte mit denen ihrer indischen Brüder messen und da hatten sie zumeist den kürzeren gezogen. Seit jenen Niederlagen war ihr Ansehen in der Welt gesunken.

Es ist heute schwierig zu entscheiden, ob jenes Urteil begründet war, ließen sich doch diese afrikanischen Dickhäuter während der Kaiserzeit zu Rom zu allerlei Kunststücken abrichten, so daß sie an einer reichbesetzten Tafel von Gold- und Silbergeschirr mit feinem Anstand „aßen“, nach dem Takte tanzten und mit dem Griffel Buchstaben zeichneten. Die bösen Menschen gaben sich später keine Mühe, diese Talente weiter zu entwickeln. Der indische Elefant wurde fortdauernd nicht nur zum Kriegsdienst, sondern auch zu den Werken friedlicher Kulturarbeit herangezogen; er wurde zwar seiner Freiheit beraubt, aber gezähmt und zum nützlichen Tiere gemacht, das Wälder ausroden hilft, Wege mitbaut, Lasten trägt und den Menschen in der Jagd auf wilde Tiere unterstützt. Den afrikanischen Elefanten ließ man dagegen in der Wildnis herumlaufen und nur eins schätzte man an ihm, seine Zähne. Wegen dieser Zähne wurde er gejagt und wird blutig verfolgt bis in die jüngste Zeit. Afrika führt jährlich Elfenbein im Werte von 15 bis 20 Millionen Mark aus; diese Jagdbeute kostet aber nach sorgfältiger Schätzung etwa 50 000 bis 60 000 Elefanten das Leben. Bedenken wir, wie langsam diese großen Tiere sich vermehren, so können wir uns leicht denken, daß die Elefantenjagd in Afrika gleichbedeutend ist mit der Ausrottung des gewaltigen Dickhäuters. Die Jahre des afrikanischen Elefanten scheinen gezählt, um so mehr, als dank der Vervollkommnung und der Verbreitung besserer Feuerwaffen auch unter den Wilden Afrikas die Jagd bedeutend leichter geworden ist. Schutz dem Elefanten! hört man darum seit einiger Zeit in unseren kolonialfreundlichen Kreisen rufen. Es sollen Maßregeln getroffen werden, die dem sinnlosen Hinschlachten der Tiere Einhalt gebieten würden, und diese Forderung wird begründet nicht etwa durch bloße Schwärmerei für die Elefanten, durch den Wunsch, eine seltene Tierart zu erhalten, sondern durch die Thatsache, daß augenblicklich und für lange Jahre hinaus der Elefant sozusagen das einzige Geschöpf ist, das die Hinterländer unserer Kolonien gewissermaßen wertvoll macht; denn vom Tanganjika oder Viktoria-Njansa läßt sich keine andere Ware mit Vorteil zur Küste bringen als nur das Elfenbein!

Gewiß würden vernünftige Jagdgesetze das Bestehen der Elefanten im Dunklen Weltteil sichern können, wenn es möglich wäre, dieselben mit Nachdruck durchzuführen. Das ist aber in Anbetracht der geringen Macht, über die wir gerade in den Hinterländern verfügen, leichter gesagt als gethan.

Da ist in jüngster Zeit ein neuer Plan aufgetaucht, der geeignet erscheint, die schwierige Frage in weit vollkommnerer Weise zu lösen. Eine Anzahl von Kolanialfreunden, darunter erfahrene Afrikaforscher und Direktoren unserer zoologischen Gärten, haben sich zusammengethan, um

den Versuch zur Zähmung des afrikanischen Elefanten zu machen. Man

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1895). Leipzig: Ernst Keil, 1895, Seite 467. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1895)_467.jpg&oldid=- (Version vom 18.7.2023)