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verschiedene: Die Gartenlaube (1885)

englischen Mastiff ist sie schlank; ihre Bewegungen sind leicht und graziös. Ihr Fell muß weich und fein sein wie Sammet; ihre Farbe erscheint bald stahl- oder silbergrau, bald tiefschwarz oder goldgelb gestreift wie der Tiger, auch weiß mit schwarzen oder grauen Flecken. Die Ohren werden fein zugeschnitten, und obgleich Manche gegen diese Operation eifern, so wird sie doch kaum allgemein abgeschafft werden, weil gut gestutzte Ohren dem Hunde ein sehr aufgewecktes Aussehen verleihen.

Außer dem Leo sehen wir noch zwei deutsche Doggen auf unserem Bilde. Neben dem Züchter liegt auf den Dielen die Tigerdogge von H. Müller in Berlin und oben in der Ecke im Vordergrunde erblicken wir gleichfalls eine Tigerdogge, Eigenthum von Max Hartenstein in Plauen im Voigtlande. Wer sich weiter über diese jetzt so beliebte Rasse unterrichten will, den verweisen wir auf das betreffende Kapitel in dem „Illustrirten Buche vom Hunde“ von Shaw. Dort sind auch Auszüge aus sehr interessanten Mittheilungen des deutschen Züchters G. Lang aus Stuttgart abgedruckt. Bemerkt sei nur noch, daß Württemberg die besten deutschen Doggen züchtet.

In den Kreis unserer Doggenfamilie haben sich noch einige kleinere Kerle eingeschlichen, die auf die Verwandtschaft mit den großen Mitgliedern derselben pochen. Da sitzt auf der Bank zunächst die Bulldogge, welche „die Ehre hat, der englische Nationalhuud zu sein“. In England wurde auch diese Rasse früher mit Vorliebe zu Stierhetzen verwandt und zwar nicht etwa ausnahmsweise, sondern häufig genug. Noch im vorigen Jahrhundert hatte nämlich John Bull die Sitte, jeden Stier zu hetzen, bevor er ihn schlachtete, denn er meinte, das Fleisch werde in dem gehetzten Thiere durch die Anstrengungen des Kampfes verbessert! Darum hetzt er auch heute Hasen und Hirsche mit so großer Passion.

Das Ensemble unserer Doggenfamilie wird endlich durch die beiden Möpse vervollständigt, die sich vor Leo niedergelassen haben. Es sind Bullenbeißer en miniature, über deren Ursprung die Gelehrten auch nicht einig sind, deren nahe Verwandtschaft mit Bullenbeißern jedoch Niemand leugnen kann. Man hält sie für dumm, und der Franzose hat auch diese Schwarzschnauzen „Carlins“ genannt, nach dem dummen Harlekin, der sein Gesicht zu den Vorstellungen schwarz bemalte und „Carlin“ hieß. Wir wollen mit seinen Liebhabern oder besser Liebhaberinnen – Brehm nennt ihn den „Altjungfernhund“ – um den Witz des Mopses nicht streiten, aber das muß ihm nachgesagt werden, daß er im Kampfe ums Dasein sich nicht zu behaupten weiß. Vor fünfzig Jahren dachte man schon, er würde aussterben, und Brehm sagte, es würde um ihn nicht schade sein. Aber der Mops that den Gelehrten den Gefallen nicht; und in letzter Zeit tauchte er sogar in großer Zahl wieder auf.

Allerdings so ein echtes Mopsgesicht aus guter alter Zeit, wie das auf Seite 319 abgebildete, findet man heute nicht wieder. Der Mops hat sich leider sehr verändert, die Schnauze ist spitzer, die Ohren sind länger geworden. Das that seiner Beliebtheit lange Abbruch, aber er kommt wieder in Mode, obwohl er noch mit einem anderen großen Fehler behaftet ist: mit gewaltiger Neigung zur Fettleibigkeit. Den Mopsfreunden müssen wir daher rathen, ihrem Liebling ein Regime vorzuschreiben, das sonst nur für fette Menschen gilt. Dieser Schoßhund muß vor Allem zur fleißigen Bewegung in frischer Luft angehalten werden, und Futter, das fett macht, sollte er niemals genießen. Beachtet man diese Regel nicht, so bekommt er bald Athemnoth, förmliches Asthma vor lauter Fett und wird dann durch fortwährendes Aechzen und Schnaufen lästig und widerwärtig.

Damit beschließen wir unsern flüchtigen Ueberblick einer der interessantesten Hunderassen. Hier und dort werden unsere Worte gewiß freundliche Aufnahme gefunden haben; ist doch das Interesse für den treuen Begleiter des Menschen so groß und allgemein, daß über ihn eine Litteratur vorhanden ist, wie wir sie oft über manchen interessanten Volksstamm vermissen. – i.     




Blätter und Blüthen.


Ein „Gartenlaube“-Kalender für das Jahr 1886 wird schon im Laufe dieses Sommers im „Gartenlanbe“-Verlag (Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig) erscheinen. Neben dem üblichen Kalender-Inhalt, zahlreichen praktischen Nachweisen und Tabellen enthält derselbe insbesondere gute populär-wissenschaftliche und überhaupt belehrende Artikel, sowie Erzählungen, Gedichte etc. – Im Geiste der „Gartenlaube“, zumeist von Mitarbeitern derselben geschrieben, mit trefflichen Illustrationen versehen und hübsch ausgestattet, wird der mehrere hundert Seiten starke Band zu verhältnißmäßig billigem Preise (Mk. 1. 50) gewiß von vielen Lesern der „Gartenlaube“ als eine willkommene Ergänzung der letzteren begrüßt und allenthalben als ein nützliches und unterhaltendes Hausbuch angesehen werden. – Wir machen unseren Lesern diese Mittheilung schon jetzt, weil von anderer Seite ein sogenannter „Gartenlauben“-Kalender angekündigt wird, welcher in keinerlei Beziehung zu der „Gartenlaube“ steht und außer dem willkürlich angeeigneten Titel nichts mit derselben gemein hat. Wir ersuchen diejenigen unserer Leser, welche den richtigen „Gartenlaube'-Kalender zu erhalten wünschen, bei ihren Bestellungen seiner Zeit auch die Verlagsfirma (Erust Keil’s Nachfolger in Leipzig) anzuführen. Sofort nach Fertigstellung des Druckes werden wir unseren Lesern weitere Mittheilung machen.


Sonntag in Holland. (Mit Illustration S. 313.) Der Künstler giebt in der Benennung seines Bildes gleichzeitig eine vollständige Erklärung desselben; aber auch ohne seine ausdrücklichen Angaben wäre eine Verkennnng insbesondere des Landes, dem er seine lebensvollen Figuren entnommen, wohl kaum möglich. Das Innere der Wohnung und die Kleidung der Personen weisen unzweifelhaft auf Holland hin. Daß es aber ein Sonntag war, an welchem allein der Künstler das anziehende Familienbild erfassen konnte, das dürfte ebenso wenig zweifelhaft sein. Nicht blos des aus der Bibel vorlesenden Mädchens wegen: an Werkeltagen, und besonders am hellen Nachmittage, wie er auf dem Bilde durch die lebhaft einfallenden Sonnenstrahlen angedeutet wird, hat der fleißige Holländer sicher keine Muße, sich festlich zu kleiden und im trauten Kreise der Angehörigen der Ruhe zu pflegen. Lebendig empfunden und zugleich echt holländisch ist übrigens auch die charakteristische phlegmatisch-fromme Andacht, mit welcher die Zuhörer vom Papa bis zum Brüderchen der seelenrnhigen Vorleserin lauschen.

Klaus Meyer, der treffliche Künstler unseres Bildes, von Geburt ein Hannoveraner, hat durch seine Schöpfungen vielfaches und berechtigtes Aufseheu erregt. Eigen ist namentlich allen seinen Bildern ein überaus lebhaftes Spiel des Tageslichtes und einfallender Sonnenstrahlen auf Wänden und Figuren. Wir hoffen, unseren Lesern mit der Zeit noch weitere Schöpfungen des Meisters vorführen zu können. –th.     


Mehr Licht im dunklen Welttheil. Unter diesem Titel hat unser hochgeschätzter Mitarbeiter Dr. G. A. Fischer soeben eine Flugschrift herausgegeben, welche die allgemeinste Beachtung verdient. Der Verfasser selbst bezeichnet sie als ein Recept für die vielen Leute, die von einem bedenklichen Afrikafieber ergriffen sind. Die Freunde unserer Kolonialpolitik müssen die Ausführungen Dr. Fischer’s mit Freuden begrüßen, denn sie stammen von einem eifrigen Anhänger der Kultiviruug Afrikas und beabsichtigen keineswegs den dunklen Welttheil unseren Landsleuten zu verleiden, sondern sollen zur Verbreitung richtiger Ansichten beitragen.

Zwei Punkte werden namentlich in dem Buche, das bei L. Friedrichsen und Comp. in Hamburg erschienen ist, einer gründlichen Prüfung unterworfen: die für Afrika so brennend gewordene Arbeiterfrage und die Akklimatisation der Deutschen im tropischen Afrika.

Auf dem zuletzt genannten Gebiete muß Dr. G. A. Fischer als Autorität ersten Ranges anerkannt werden, da er mehrere Jahre hindurch als praktischer Arzt in Sansibar gewirkt hat. Dr. Fischer vertritt nach dieser Richtung hin denselben Standpunkt, den die „Gartenlaube“, auf Grund sorgfältiger Unterrichtung seitens anerkannter Autoritäten, von Anfang an eingenommen hat. Siegfried.     


Etwas vom Spargel. Mitten in der Spargelsaison dürften folgende wenig bekannte Winke über die Zubereitung des Spargels unsern Hausfrauen willkommen sein. Der erste betrifft die Verwendung der Spargelschalen, jener scheinbar werthlosen Abfälle, die in den meisten Haushaltungen auf den Kehrichthaufen geworfen werden. Der bekannte Förderer der Gemüsezucht in Deutschland, Dr. Ed. Brinckmeier, räth in seinem vortrefflichen Werke „Braunschweiger Spargelbüchlein“, die abgeschnittenen Schalen in Sieben oder auf Tüchern dünn ausgebreitet an luftigen Stellen, womöglich in der Sonne, zu trocknen. Die so getrocknete Schale wird dann im Beutel aufgehangen und giebt, in der Bouillon gekocht oder zu Sauce verwendet, diesen den vollen Geschmack von frischem Spargel. Die Schale wird natürlich nicht mit gegessen, sondern man gießt die Bouillon durch ein Haarsieb ab, oder man thut die Schale vorher in einen reinen leinenen Beutel und steckt sie damit in den Topf.

Ferner möchten wir unsere Hausfrauen auf eine Novität aufmerksam machen, den Spargelkocher, den die Firma Bernhard Ebeliug in Bremen auf den heurigen Markt gebracht hat. Der Spargelkocher besteht aus einem länglich viereckigen blau glasirten eisernen Topfe, in den ein Einsatz mit durchlöchertem Boden hineingestellt wird. Auf diesen Einsatz legt man die Spargelstangen und zieht ihn, nachdem der Kochproceß vollendet, einfach heraus. Die Spargelstangen werden bei dieser Behandlung nicht beschädigt und können in unversehrtem Zustande servirt werden. Der Spargelkocher kann selbstverständlich auch zum Kochen anderer Speisen, die eine schonende Behandlung erfordern, verwendet werden und bildet somit in unserer Küche kein Luxusgeräth, das wir nur während einer kurzen Zeit des Jahres brauchen können. – i.     


Kleiner Briefkasten.

Anonyme Anfragen werden nicht beantwortet.

W. R. in W. Gedicht nicht verwendbar. Die Novelle senden Sie uns gefälligst zur Prüfung ein.

E. P. in M., Michigan. Bei einem so kleinen Kinde dürfte sorgfältige Bewachung genügen.

J. B. O. Pr. Die betreffenden Mittel konnen wir Ihnen nicht empfehlen. Wenden Sie sich an einen Arzt.

Max N. in Alt-Chemnitz, W. H. in D. Sie müssen Ihren Hausarzt um Rath bitten.

W. M. in K. Ihre Adresse ist unleserlich

J. S. in Graz. Der Verfasser jenes Artikels lebt in Berlin.

E. H., St. Georgen. Den Rath, den Sie von uns verlangen, kann Ihnen nur der Arzt geben, der Ihre Krankheit genau kennt.



Inhalt: Die Frau mit den Karfunkelsteinen. Roman von E. Marlitt (Fortsetzung). S. 305. – Unser Junge. Illustration. S. 305. – Auf Isola Bella. Von Heinrich Noé. S. 312. Mit Illustrationen S. 308 und 309. – Unter der Ehrenpforte. Von Sophie Junghans (Fortsetzung). S. 314. – Hilfe bei Ohnmachten. Von Geheimrath von Nußbaum in München. S. 316. – Die Doggen. S. 319. Mit Abbildungen S. 317 und 319. – Blätter und Blüthen: Ein „Gartenlaube“-Kalender. S. 320. – Sonntag in Holland. S. 320. Mit Illustration S. 313. – Mehr Licht im dunklen Welttheil. – Etwas vom Spargel. – Kleiner Briefkasten. S. 320.



Verantwortlicher Herausgeber Adolf Kröner in Stuttgart. Redacteur Dr. Fr. Hofmann, Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger, Druck von A. Wiede, sämmtlich in Leipzig.
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verschiedene: Die Gartenlaube (1885). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1885, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1885)_320.jpg&oldid=- (Version vom 25.3.2024)