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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879)

Jahre lang aufbewahren läßt, ohne von seinen Nähreigenschaften zu verlieren und ohne in Fäulniß überzugehen. Das Princip, welches der Präparation dieser Eierkonserven zu Grunde liegt, beruht in dem Abdampfen des Wassers, welches in dem Eiweiß und dem Eidotter enthalten ist, das heißt des Stoffes, der die Verwesung verursacht.

Zu geeigneter Jahreszeit, also im Frühling und Herbst, werden frischgelegte Eier sorgfältig aufgeschlagen, durch den Geruchsinn auf die Güte geprüft und sodann auf kleinen Metallplatten bei mäßiger Hitze unter starkem Luftzug getrocknet. Eiweiß und Eigelb werden theils getrennt, theils gemischt in den Handel gebracht. Alle sich vorfindenden mangelhaften Eier werden ausgelesen und kommen theils getrocknet, theils in flüssiger Form als Vogel-, Hühner- und Mastfutter mit Kleie und Kartoffeln vermischt in den Handel.

Nachdem die Eier getrocknet sind, werden die einzelnen Plättchen abgeschabt, die getrockneten Massen gesammelt und in der Zerkleinerungsmaschine entweder in Körner- oder in Pulverform verwandelt. Sind die Massen zerkleinert, dann wird durch Siebe das Pulver von den Körnern geschieden und die Pakete werden gepackt, welche je nach Zweck 3000 bis 10,000 Stück enthalten. Ein ganzes getrocknetes Ei entspricht einem Gewichte von 10 bis 11 Gramm, das Eigelb allein einem solchen von etwa 8 Gramm und das Eiweiß allein einem solchen von ungefähr 3 Gramm.

Was nun den häuslichen Gebrauch dieser Eier anlangt, so eignen sich dieselben vornehmlich zur Darstellung von Gebäck, sowie als Ersatz der frischen Eier, in allen Zweigen der Kochkunst; dagegen können sie, in Form einfacher Eierspeisen genossen, den Geschmack frischer Eier nicht ersetzen. Auch ist es durchaus nicht die Absicht des Erfinders, die getrockneten Eier den frischen an Werth gleichstellen zu wollen.

Gasthofbesitzer, Bäcker, Conditoren und Industrielle, welche viele Eier zu ihrem Geschäfte benöthigen, haben oft großen Schaden durch Bruch, sowie durch schlechte Waare, welche bei den Masseneinkäufen sich stets findet. Bei den Effner’schen Eierconserven wird dies vermieden, und hat man nur nöthig, die Büchse zu öffnen und die benöthigten Löffel voll Pulver herauszunehmen.

Gebraucht man zur Herstellung von Mehlspeisen mehr Eiweiß oder mehr Eigelb, so hat man ja diese Stoffe in Büchsen getrennt. Der Soldat im Felde, sowie der Tourist ist im Stande, durch Zugabe des Eipulvers zu jeder Speise in einigen Minuten eine treffliche Mahlzeit zu bereiten, besonders aber auf Schiffen dürfte diese Conserve in Anbetracht der mangelhaften Transportfähigkeit frischer Eier großen Vortheil bieten. Auch ist der Preis der getrockneten Eier zu Zeiten bedeutend billiger als derjenige frischbezogenen Materials. Nicht nur zu Speisezwecken soll diese neue Erfindung dienen, sondern auch zur Förderung gewisser Industriezweige; Gerber, Handschuhledermacher, Lebküchner, Zuckerwaarenfabrikanten, Photographen, Kattundrucker und viele andere Techniker bedürfen in großer Masse des Weißen oder Gelben der Eier. Für alle diese Industriezweige bieten die Eierconserven eine praktische und bequeme Anwendungsform des Materials dar. Die Eierconserven enthalten nach den Zeugnissen hervorragender Chemiker, des Professors der Chemie Dr. G. E. Wittstein, sowie des Professors der Physiologie Dr. Voit in München, keinerlei schädliche Stoffe, sondern nur die Bestandtheile, welche dem frischen Ei vollständig analog sind. Auch die Redaction dieses Blattes hat Gelegenheit genommen, durch einen ihrer ärztlichen Mitarbeiter die Eierconserven sowohl auf ihren chemischen wie auf ihren Gesundheitswerth untersuchen zu lassen, und die Untersuchung ist zu den gleichen Resultaten wie diejenigen der oben genannten Chemiker gelangt.




Eine neue Aufgabe der Schule. Am 1. December 1880 wird im gesammten deutschen Reiche wiederum eine umfassende Volkszählung stattfinden, und es werden ihr voraussichtlich im Publicum auch dieses Mal wieder dieselben Hindernisse begegnen, welche bei den bisherigen Zählungen das Geschäft erschwert und das Ergebniß in mancher Hinsicht zweifelhaft gemacht haben. Nach den Gründen dieser Mißlichkeit braucht man nicht lange zu suchen. Die Mehrzahl unseres Publicums hat noch kein Verständniß für die Wichtigkeit der Volkszählung, und in weiten Schichten selbst der gebildeten Classen, lebt noch kaum eine Ahnung, daß es sich dabei nicht um eine polizeiliche Controlirung und auch nicht allein um eine Feststellung der Einwohnerzahl, sondern um nothwendige Einblicke in Verhältnisse, geistige und wirthschaftliche Zustände und Interessen des Volks- und Staatslebens handelt, von denen sich nur bei dieser Gelegenheit eine übersichtliche Erkenntniß gewinnen läßt. Zeigte sich aber der störende Mangel, wie gesagt, schon bei den bisherigen Zählungen, so wird er sich bei der nächsten noch unangenehmer fühlbar machen, wenn ihre Fragen die complicirte Ausdehnung erhalten sollten, welche der berühmte Statistiker Dr. Engel in seiner vor Kurzem veröffentlichten ausgezeichneten Druckschrift („Die Aufgaben des Zählungswerkes im deutschen Reiche.“ Berlin, Verlag des kaiserlichen statistischen Bureaus) als durchaus erforderlich bezeichnet hat. Das Publicum begreift eben den Zweck aller dieser nach den Privatverhältnissen des einzelnen spähenden Fragen nicht, weil es ohne jede unterweisende Vorbereitung von denselben überrascht wird. Das mißtrauische Verweigern oder die bald absichtslose, bald vorsätzliche Verkehrtheit der Antworten und Angaben ist daher ebenso erklärlich, wie es die Vergeblichkeit der mannigfach unternommen Bemühungen ist, den Uebelstand sowohl im Interesse der hochwichtigen Angelegenheit, wie der fortschreitenden Volksbildung auf dem Wege der Belehrung durch die Presse und in den Vereinen allmählich zu beseitigen.

Beide Mittel reichen nicht aus, weil sie nur zu einem geringeren Theile des Volkes dringen, während in diesem Falle die gesammte Bevölkerung bis auf jedes Mitglied, jede einzelne Behausung, Werk- und Arbeitsstätte derselben in Betracht kommt. Sehr erfreulich ist es daher, daß Dr. Engel im Hinblicke auf seinen erweiterten Zählungsplan noch eine fernere Art der Einwirkung anzuregen sucht, die einen durchgreifenderen Erfolg verspricht. Es ist die Schule, die er heranziehen, es sind die Lehrer und Schüler, die er für seine Zwecke benutzen will; die Letzteren sollen von dem Erlernten ihren Eltern Mittheilung machen, deren Interesse für die Sache erwecken und so wesentlich dazu beitragen helfen, daß das Bevorstehen der Zählung zur Kenntniß und ihr Nutzen wie ihre Nothwendigkeit zu allgemeiner Anerkennung gelangen. Nach dem Vorschlage des ebenso volksfreundlichen wie volkskundigen Statistikers würden also vom Anfang October 1880 ab auf Anordnung der Staatsbehörde nicht nur die Schüler der Gymnasien sondern auch aller öffentlichen Elementar-, höheren Töchter-, Bürger-, Real- und mittleren wie niederen Fachschulen des Reichs in eigens dazu angesetzten Unterrichtsstunden (wofür nöthigenfalls die der Heimathskunde und der Geographie zeitweise ausfallen können) von hierzu besonders geeigneten Lehrern auf die Zählung aufmerksam gemacht und über ihre Bedeutung belehrt werden. Gleichzeitig sollen die Schüler durch praktische Uebungen mit der Art und Weise der Beantwortung der gestellten Fragen vertraut gemacht und es sollen Beispiele solcher Uebungen in einem unentgeltlich vertheilten „Leitfaden für einen Unterricht in den Zählungen von 1880“ den Lehrern dargeboten werden, die ihrerseits dann wieder durch ihr Vertrautsein mit der Aufgabe das gute Gelingen derselbe zu sichern und sich als Mitglieder der Zählcommissionen in den Dienst derselben zu stellen hätten.

Da die Statistik in erster Linie auch Heimathskunde und diese ein nothwendiger, wenn auch noch nicht überall gebührend beachteter Unterrichtsgegenstand ist, so läßt sich, unserer Auffassung nach, von der Ausführung des Engel’schen Vorschlages auch ein eingreifender pädagogischer Nutzen erwarten. An einem thatsächlich unter ihren Augen sich vorbereitenden und abspielenden Staatsact großen Stiles würden Lehrer wie Schüler klare Vorstellungen und Begriffe von dem Wesen und der praktischen Anwendung einer hochbedeutsam gewordenen Wissenschaft erhalten, und ihre directe Betheiligung an der Vollführung dieses Acts würde auch in sittlicher und patriotischer Hinsicht namentlich für die Hebung des staatsbürgerlichen Bewußtseins ein Sporn sein. Wir glauben deshalb, daß das wahre Interesse der Schule und aller nicht aus Bequemlichkeit vor einer neuen Bemühung zurückschreckenden Lehrer die Einführung dieses neuen Bildungs- und Uebungsmittels sehr wünschenswerth macht.




Berichtigung. In dem Artikel „Im Schwarzwald“ von G. von Seydlitz (Nr. 32 und 33) ist die versehentlich in den Text gerückte Parenthese, den Meyer’schen „Wegweiser durch den Schwarzwald etc.“ betreffend, als eine Einschaltung der Redaktion nicht des Herrn Verfassers, zu betrachten. Wir bemerken bei dieser Gelegenheit nachträglich, daß auch G. von Seydlitz einen „Neuen Wegweiser durch den Schwarzwald und den Odenwald etc.“ erscheinen ließ, von dem die vierte Auflage 1876 bei L. Schmidt in Freiburg im Breisgau erschienen ist.


Kleiner Briefkasten.

M. von G. in New-York. Herr, Sie sind wirklich von einer kindlichen Naivetät. Erstens fragen Sie uns, was der Preis sein würde für Ihr Portrait auf der ersten Seite unseres Blattes nebst ausführlicher Biographie; dann geben Sie uns einen wunderbaren Vorschmack von letzterer durch die Enthüllung, daß Sie „1873 beinahe neunzehn Jahre alt“ gewesen, daß Sie einmal als Straßenmusikant gereist, aber mit Ihrem Ritterkreuz „vom goldenen Löwen“ in der Tasche, um sich allezeit als Sie selbst ausweisen zu können, und unterzeichnen sich schließlich als „Ex-Schüler des Kölner Conservatoriums“. – Wir wollen nicht an Ihrer Berühmtheit in Amerika und Europa zweifeln, aber trotzdem müssen wir uns das Vergnügen versagen, Ihr Antlitz „für Geld und gute Worte“ in unserem Blatte zu begrüßen. Erst etwas Tüchtiges leisten, Verehrtester, und dann – dem Verdienst seine Krone! Die „Gartenlaube“ will nicht berühmte Leute machen, sie will vielmehr bereits berühmte und verdienstvolle Häupter der Nation vorstellen, und daß sie dies nicht nur nach eigenem besten Ermessen, sondern auch auf eigene Kosten thut, hätten Sie sich doch wohl selbst sagen können.

B. M. in Halle. Warum anonym? Wir bitten Sie, zu bedenken: Gehört diese Privatangelegenheit Ihrer Freundin wirklich in die große Oeffentlichkeit? Muß dieselbe mehrere hunderttausend Male abgedruckt werden, nur damit Sie und Ihre Freundin, zwei Personen, das lesen, was Sie Beide ganz allein interessirt? Dürfen wir den Lesern zumuthen, in unserem Blatte Dinge gedruckt zu erhalten, die sie nicht verstehen und die sie nichts angehen? Nein! Hier hat der Brief einzutreten. Wir sind stets bereit, in solchen Privatsachen brieflich Rath und Auskunft zu ertheilen, soweit wir uns dazu berufen und verpflichtet fühlen. Anonyme Zuschriften finden der Regel nach keine Beachtung.

F. B. in Köln und vielen Andern. Wie oft sollen wir wiederholen, daß auf die Einsendung von Gedichten die Antwort Abdruck oder Vernichtung ist? Ganze Sammlungen von „Poesien“ werden überdies wegen der uns mangelnden Zeit zu kritischer Beschäftigung unberücksichtigt gelassen. Wer auf Beachtung seitens der Redaction zählt, sende niemals mehr als zwei, höchstens drei Gedichte auf einmal!

Alois F. Kommt nächstens zum Druck. Lassen Sie gütigst immer eine Seite Ihres Manuscripts ohne Schrift!

E. M. in W. Richtig erhalten! Besten Dank und herzlichen Gruß! Senden Sie mehr dieses Genres!

Bertold K. in Marburg. Nein!

Abonnent K. in Ribnitz. In voriger Nummer.

Schloß Pipin. Wir bitten, zur Beantwortung Ihrer Anfrage, um Ihre Adresse.

C. Müller. Welches Marienberg ist Ihr Wohnort?

A. B. Wurde als ungeeignet vernichtet.

B. H-le in München. Wenden Sie sich an Herrn Professor von Nußbaum dort!



Verantwortlicher Redacteur: Dr. Ernst Ziel in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879). Leipzig: Ernst Keil, 1879, Seite 608. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1879)_608.jpg&oldid=- (Version vom 26.6.2018)