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Verschiedene: Die Gartenlaube (1875)

Lieber Göthe, ich habe deinen Brief erhalten, er freut mich unendlich, wie sehr wünschte ich mit freirer Brust, u. Herzen die liebe Sonne in den Jenaischen Felsen auf, u. untergehen zu sehen, u. daß zwar mit dir. Ich sehe sie hier alle tage, aber das Schloß ist so hoch, u. in so einer unangenehmen Ebne, von so vielen dienstbaren Geistern erfült, welche ihr leichtes, lustiges Wesen in Samt u. Seiden gehüllt haben, daß mirs ganz schwindlich, u. übel wird, u. alle Abend mich den teufel übergeben möchte. Es sind hier der Leute comme il faut so viel, u. wissen so genau ihre Fischpflicht daß ich stets die S. N. möchte kriegen. Ich komme erst den Freytag wieder, mache doch daß du hier her kömst, die Leute sind gar zu neugierig auf dich. Miselchen ist recht brav. Ich habe um mich consistent zu erhalten meinen grosen Hund von Eisenach kommen laßen, welcher mir durch seine treue viel Freuden macht. Grüße unser Miselchen wenn du sie siehst. Gott befohlen.

C. A.


Der erste Brief des Herzogs Karl August von Weimar an Goethe.

Nach dem im Besitze des Herrn Dr. Robert Keil befindlichen Original.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1875). Leipzig: Ernst Keil, 1875, Seite 769. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1875)_769.jpg&oldid=- (Version vom 12.11.2019)