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Verschiedene: Die Gartenlaube (1875)

Der neue transportable Zimmerspringbrunnen.
Nach einer Bleistiftskizze des Erfinders auf Holz gezeichnet von W. Reiche.


wir alle Drei wie auf Commando uns umsahen, stand – stolz aufgerichtet wie eine Fürstin – Zenaïde Petrowna uns gegenüber, äußerste Verwunderung in allen Zügen.

„Was ging hier vor?“ fragte sie, näher rauschend, in französischer Sprache.

In Olga’s Gesicht leuchtete ein boshafter Triumph auf. Sie setzte ihre Schmähungen und Anklagen gegen den Capellmeister in womöglich noch stärkeren Accenten fort.

Madame ließ die Blicke mit einem Gemisch von Erstaunen und Entrüstung von Einem der Beiden zum Andern gleiten, bis dieselben drohend an Hirschfeldt haften blieben.

„Mein Herr, ich begreife nicht –?“

Aber ihn verließ im entscheidenden Augenblicke die Geistesgegenwart nicht. „Ich ebenfalls nicht, Madame,“ sagte er mit ungeheuer imponirender Sicherheit und stellte sich neben Zenaïde Petrowna, seine Feindin mit den Blicken messend.

Diese stieß einen Schrei der Wuth aus, stürzte zu ihm hin und rief, seinen Arm umklammernd: „Mein Herr, Sie sind ein niederträchtiger Mensch. Spielen Sie nicht den Unschuldigen! Soll ich Ihnen Ihre Liebesbetheuerungen etwa jetzt in’s Gedächtniß zurückrufen? Aber nein, ich verachte dieselben und begehre sie nicht mehr. Ebenso wie ich Sie geliebt habe, hasse ich Sie nunmehr. Hören Sie, ich hasse Sie, da ich Ihre Falschheit kenne, da ich weiß –“

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1875). Leipzig: Ernst Keil, 1875, Seite 665. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1875)_665.jpg&oldid=- (Version vom 14.12.2018)