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Verschiedene: Die Gartenlaube (1874)

Blätter und Blüthen.


Bock’s Ruhestätte. (Mit Abbildung, S. 667.) Auf dem neuen Friedhofe zu Wiesbaden hat man, nach seinem ausdrücklich und wiederholt ausgesprochenen Willen, am 23. Februar 1874 Carl Ernst Bock zur letzten Ruhe bestattet. Die in seinem Sinne einfach gewählte Ausschmückung des Grabes ist vollendet. Bereits seit Monaten bekleidet Epheu den Hügel. An einem moos- und epheubewachsenen Felsblocke, welcher von Freundeshand mit vieler Mühe in den Wäldern, die Wiesbaden umgeben, ausgesucht wurde, lehnt eine weiße Marmortafel mit der Inschrift:

Dr. med.
Carl Ernst Bock,
Professor aus Leipzig
† 19. Febr. 1874.

Das Grab befindet sich im neuen Theile des sehr schön auf einer mäßigen Erhöhung gelegenen Friedhofs, welcher geschmackvoll angelegt ist und dessen Gräber reich mit Blumen geschmückt sind. Am Fuße der Anhöhe beginnt das reizende Nerothal, wo Bock in einer dem Friedhofe gegenüber gelegenen Villa entschlafen ist. Jenseits erhebt sich der mit Wald und Reben bekränzte Neroberg mit seinem eine hübsche Rundschau gewährenden Säulentempel (welchen Bock zu Anfang seines Aufenthaltes in Wiesbaden mit Vorliebe besuchte, da er für Höhenaussichten schwärmte). Etwas weiter nach links leuchten aus Waldesgrün die fünf vergoldeten Kuppeln der griechischen Capelle (Ruhestätte der 1845 verstorbenen Herzogin von Nassau, geborenen Großfürstin von Rußland) hervor.

So ruht er nun auf der Höhe, wo zu wohnen im Leben sein unerreichter Wunsch war, inmitten einer reizenden Natur, unter Blumen und Bäumen, in deren Zweigen zahlreiche Singvögel nisten. Die Aussicht, welche Bock während seiner Leidenszeit vom Balcon seiner Wohnung aus oft erquickt hat, öffnet sich den Blicken des Besuchers seines Grabes. Der Verstorbene ruht zwar, wie man es engherzig nennt, in der Fremde, allein zahlreiche Blumenspenden von unbekannter Hand, mit welchen man den Hügel geschmückt fand, beweisen, daß er dort nicht vergessen ist. Wer das Glück hatte, Bock näher zu stehen und seine Gesinnungen genauer zu kennen, dem erscheint das stille prunklose Begräbniß, wie es nur am fremden Orte zu ermöglichen war, und der Grabhügel in der anmuthigen Natur als eine Gunst des Schicksals.




Auch eine Eisenbahnfrage. Es geht uns folgender Brief mit der Bitte um Veröffentlichung zu:

„Wie ich aus Ihrem Blatte ersehe, werden in ihm oft Mißstände gerügt, die schließlich, nachdem sie der eingehendsten Besprechung unterzogen sind, abgestellt werden. Wenn Sie erlauben, will ich Sie auf einen Uebelstand aufmerksam machen, der sich durch ganz Deutschland fühlbar macht.

Auf den Personenzügen der deutschen Eisenbahnen befindet sich der für die Bagage bestimmte Conducteur während der Fahrt im Gepäckwagen. Das ist eine Anordnung des deutschen Eisenbahnreglements, die der Dieberei Thor und Thür öffnet; denn wie in jedem Stande, so giebt es wohl auch unter den Conducteuren hier und da Diebe, welche die Zeit der Fahrt auf die ungestörteste Weise benutzen können, die Koffer zu öffnen und daraus zu entwenden, was ihnen ansteht, und gewöhnlich werden bei dieser Gelegenheit nicht alte Schuhe und Strümpfe, sondern die werthvollsten Dinge genommen. Beim Rücknehmen der Effecten auf der Ankunftsstation ist selbstverständlich im ersten Augenblicke der Diebstahl nicht ersichtlich und später die Eisenbahn außer aller und jeder Verantwortung. So lange in Deutschland die Eisenbahnen bestehen, sind derartige Diebereien ausgeführt worden; sie mehren sich aber in der letzten Zeit in einer so erschreckenden Weise, daß durch die Presse Anregung zur Abhülfe geboten erscheint. Zu helfen ist hier leicht: man nehme auf jeder Station die betreffenden Effecten aus dem Packwagen heraus und thue hinein, was mitgenommen werden soll, alsdann verschließe man mit einem Schlüssel, der auf der Station verbleibt, den Packwagen, und während der Fahrt darf unter keinem Vorwande eine Person bei den Effecten verbleiben. Jede Station muß selbstredend einen Packwagenschlüssel haben. Vor etwa zehn Jahren bereiste ich Frankreich in verschiedenen Richtungen; schon damals lernte ich die vorgeschlagene Behandlungsweise bei französischen Packwagen für Passagier-Effecten kennen. Die Franzosen werden wohl ihre Gründe gehabt haben, dieselbe einzuführen. Ob dieses Verfahren noch in jenem Lande in Anwendung gebracht wird, weiß ich nicht; wenn es verbesserungsfähig ist, mögen die Fachleute es verbessern, aber von diesem Raubsysteme, vor dem sich kein Reisender schützen kann, muß abgegangen werden.

Mir selbst sind zu wiederholten Malen die Koffer geöffnet und Gegenstände daraus entwendet worden; aus meiner Verwandt- und Bekanntschaft sind über zweitausend Thaler an Werthsachen auf diese Weise fortgekommen. Beispielsweise hier ein Fall: am 8. dieses Monats fuhr ich mit meiner Familie des Morgens acht Uhr von Cassel nach Coblenz, woselbst ich etwa um vier und ein halb Uhr Abends ankam. Meiner Frau wurden unterwegs (Cassel–Gießen, Gießen–Lahnstein, Lahnstein–Coblenz) die Koffer geöffnet und ihr eine goldene Uhr (Damenuhr à remontoir, 13 lignes, glattpolirtes Gehäuse mit Nr. 16364 gestempelt, Nr. 3222 gekratzt) nebst einer goldenen Kette (Ankerkette), ein Paar Ohrringe mit Diamanten in schwarzer Email, ein goldenes Herz mit Diamanten auf einer Seite, in deren Mitte ein Rubin, nebst Halskettchen daraus entwendet, welche Gegenstände, wenn ich sie jetzt wieder kaufen sollte, einen ungefähren Werth von achthundert Thalern haben würden. – Das sind traurige Zustände. Wenn Sie in dieser Angelegenheit durch Ihr Blatt günstig wirken können, so leisten Sie dem eisenbahnfahrenden Publicum diesen großen Dienst! –

 Ergebenst

Rheinböllerhütte. Herm. Puricelli.




Eine sehr nothwendige Bekanntschaft für jeden Menschen ist ohne Zweifel die mit solchen Thieren, welche zu Freud’ und Aerger, Nutzen und Schaden uns zunächst stehen, ja unzertrennlich uns umgeben, und in diese Bekanntschaft uns einzuführen, hat das unsern Lesern längst bekannte natur- und jagdfrohe Brüderpaar Adolf und Carl Müller sich zusammengethan, und selbst der Neid muß ihnen nachsagen: sie haben Tüchtiges geleistet. In dem Buche „Die einheimischen Säugethiere und Vögel nach ihrem Nutzen und Schaden in der Land- und Forstwirthschaft“ suchen die beiden Herren Verfasser, welche – der eine Pfarrer und „ornithologischer Dzierzon“, der andere Oberförster von Amt und Beruf – Theorie und Praxis brüderlich vereinen, auf Grund eigener Beobachtungen und Untersuchungen der Kauwerkzeuge und des Mageninhalts der Thiere namentlich richtige Begriffe über die Nützlichkeit und Schädlichkeit der bei uns vorkommenden Thierarten zu verbreiten, und wer da weiß, mit wie viel irrthümlichen Vorstellungen und Vorurtheilen selbst wissenschaftlich gebildete Leute sich oft noch tragen, der wird dieses Unternehmen nur preisen können. Das Buch kämpft nicht nur für anerkannte und verleumdete Thiere, sondern es bekämpft auch die allzu große Hätschelei, welche manchen Thieren zu Theil wird, und namentlich die Behauptungen vieler Ornithologen über den unbedingten Nutzen der Vögel etc. Zugleich zeichnet sich dieses Buch durch ebenso klare wie warme, ja oft poetisch anmuthende und reizende Darstellung aus.




Kleiner Briefkasten.

Sch..... in Fürth. Auf Ihre Anfrage bezüglich eines guten Respirators diene Ihnen Folgendes zur Antwort:

Der in der Luft enthaltene Staub und Schmutz in Verbindung mit dem durch das Ein- und Ausathmen erzeugten Hauchniederschlage giebt dem Respirator selbst bei der größten Reinlichkeit nach längerem Tragen ein mehr oder weniger unsauberes Aussehen; es ist daher nothwendig, alljährlich wenigstens einmal eine Reinigung desselben vorzunehmen, umsomehr, als durch die sich ansetzenden Unreinigkeiten der Zweck des Respirators, die einzuathmende Luft zu erwärmen, beeinträchtigt wird. Diese Reinigung übernimmt auch Herr Joh. Reichel in Leipzig, der bekannte Verfertiger der Respiratoren, sehr gern; allerdings nur, wenn es wirkliche nach Jeffrey’schem Princip, mit vielen feinen Metallstäbchen construirte Respiratoren sind, nicht Nachahmungen, aus Siebgeflecht oder schwer zu erwärmenden Blechplatten bestehend, die wohl das Aussehen und die Form, aber nicht den segensreichen Nutzen der Respiratoren haben.

M. v. M. in H–s. Wegen des Bildes „Vor der Pforte“ in Nr. 38 unseres Blattes haben wir uns bereits an den Zeichner desselben gewandt und werden Ihnen Nachricht zukommen lassen, sobald die Antwort eingegangen.




Für die Abgebrannten in Meiningen


gingen bis heute (den 28. September) wieder ein: Schw. A. in Groß-Breitenbach 3 Thlr. 24½ Ngr.; aus frohem Herzen, Schlieben 8 Thlr. 11 Ngr. 7 Pf.; Sammelbüchse der Bahnhofsrestauration Staubitz (erste Rate) 3 Thlr.; C. P. in Bremen 2 Thlr.; K. v. S. in Zwickau 6 Thlr. 20 Ngr.; Karl Eggerß in Marseille 2 Thlr.; M. Friedländer in Wilhelmsthal 5 Thlr.; Theob. Grieben in Berlin 5 Thlr.; von einem Deutschen in Oestreich 2 Thlr.; C. H. in Berlin 5 Thlr.; Bach’scher Gesangverein in Berlin 5 Thlr.; C. A. W. in Geyer 1 Thlr. (abzüglich des Portos 26 Ngr.); Ertrag eines vom Musikdir. Schumann in Königsstein gegebenen Concerts 11 Thlr. 6 Ngr.; Bertha S. in Herischdorf 2 Thlr.; fidele Kegel-Gesellschaft in Neuenburg 5 Thlr. 11½ Ngr.; Sammlung in der Schule zu Forsbach 3 Thlr. 8 Ngr.; C. St. in Cönnern 6 Thlr.; G. Prym in Stollberg 5 Thlr.; J. Erlenbach in Hagenau 1 Thlr.; aus Lupow 1 Thlr. 10 Ngr.; W. G. in Ritzeburg 1 Thlr.; Sammlung der Primaner des Gymnasiums in Neu-Brandenburg 15 Thlr. 4 Ngr.; C. F. in Schwednitz 1 Thlr.; W. A. und O. R. in O.-Ramstedt 6 Thlr.; Scat-Kränzchen F. L. M. W. Limbach 4 Thlr.; M. B. 2 Thlr.; Gabe der in Wasquehal bei Roubaix lebenden Deutschen 8 Thlr.; C. Sterne 1 Thlr.; aus der Sparbüchse von Johanne Mohnhardt in Bohnstedt 1 Thlr.; aus dem Mädchen-Institut von H. Schwerdt in Waltershausen 5 Thlr. 20 Ngr.; H. R. in S. 3 Thlr. 14 Ngr. 4 Pf.; Student G. P. 1 Thlr.; C. St. in Harzburg 1 Thlr.; F. Marsch in Schivelbein 1 Thlr.; Leontine, Hugo und Richard Diller in Dresden 3 Thlr.; Sammlung des Musikvereins in Waldenburg 10 Thlr. 14 Ngr.; aus Gretchen’s und Ludwig’s Sparbüchse (aus Köpenik) 3 Thlr. 1 Ngr.; Schlunkes 1 Thlr.; eine Whist-Gesellschaft in Ferrikoi bei Constantinopel 25 Thlr. (Bravo!); aus London von Brästlin (Klein’s Hôtel) 6 Thlr.; von Ernestine Brästlin 2 Thlr.; von A. Werner daselbst 1 Thlr.; aus Schkeuditz 2 Thlr.; aus der Oberpfalz 4 Thlr.; M. R. in Laufach 2 Thlr.; Fuchs in Sebnitz 1 Thlr.; aus Olbernhau 3 Thlr.; Ungenannt aus Kitzingen 4 Thlr. und 1 fl. rh.; Schmidt aus Neustadt am Rennsteig 2 Thlr.; E. H. 1 fl. ö. W.; J Götzger in Wien 5 fl.; aus Oestreich 2 fl.; A. R. in Triest. 5 fl.; Gesangverein „Arion“ in Markneukirchen 10 Thlr.; B. Beer in Berlin 1 Thlr.; ein sich glücklich fühlender Commis 2 Thlr.; R. S. in Rheda 2 Thlr.; Th. Langguth in Temesvar 5 Thlr.; M. S. in London 5 Pfd. St. (34 Thlr. 4 Ngr.)

Die Redaction der Gartenlaube. (E. K.)


Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1874). Leipzig: Ernst Keil, 1874, Seite 670. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1874)_670.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)