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verschiedene: Die Gartenlaube (1867)

Am Sederabend.
Nach dem Oelgemälde von Moritz Oppenheim.

und Gemüse bereitet, welche die Bestimmung haben, über Nacht bis zum nächsten Mittage in einem gewöhnlich von der Gemeinde unterhaltenen Ofen zu brodeln, um dann aus demselben als jenes sabbathliche Nationalgericht hervorzugehen, das die Juden „Schalet“ oder „Scholent“ nennen und für dessen eigenthümlich pikante Reize, wenn es gut bereitet ist, auch die Zungen vieler christlichen Gourmands eine schwärmerische Vorliebe empfinden. Auch Heinrich Heine gedenkt der jüdischen Festtagsfische und des Schalet an verschiedenen Stellen seiner Schriften mit humoristischer Sehnsucht.

Die gute Frau – wir nehmen eine wohlhabende Familie an – erfüllt alle diese drängenden und nicht mühelosen Pflichten mit dem eifrigsten Ernste, wird aber in ihrem Geschäfte vielfach unterbrochen. Es kommen viele durchreisende arme Juden, Männer, Frauen und Kinder, meistens zerlumpte Jammergestalten, die eine Gabe oder eine Einladung zum heutigen Abend und morgenden Mittag erwarten, es kommen Männer und Frauen mit Büchsen der verschiedenen wohlthätigen Gesellschaften, z. B. der barmherzigen Brüder und Schwestern, welche in den Gemeinden für die Beerdigung der Todten und die Pflege der Kranken sorgen etc., es kommen die Armen und Gebrechlichen, die Lahmen und Blinden aus der Gemeinde. Mit Jedem muß ein freundliches

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verschiedene: Die Gartenlaube (1867). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1867, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1867)_317.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)