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verschiedene: Die Gartenlaube (1864)

stets äußerst unangenehm und dem Seehund nicht minder. Dieser fürchtete sich vor den zottigen Eindringlingen und die Bären natürlich vor dem Seehund. Es kam zu überaus drolligen Vorgängen. Krampfhaft hielten die Bären am Gitter sich fest, ärgerlich brummte der Seehund und wüthend schlug er mit der einen Flossenhand auf’s Wasser, wenn man sich anschickte, die Bären in das Becken zu werfen. Land- und Seethiere standen sich unbedingt feindlich gegenüber. Waren endlich alle fünf im Wasser, so suchte der Seehund die Bären von der Tiefe aus zu schrecken, und diese wiesen ihm die Zähne, sobald er sich oben zeigte.

Nach Beendigung des Bades wußten die Bären ihrer Glückseligkeit kaum Ausdruck zu verleihen. Sie kollerten sich wie übermüthige Buben auf dem Rasen herum, kletterten an den Bäumen in die Höhe, schreckten die Lama’s und schnauften andere Thiere an, setzten die Leute in Schrecken und trieben ähnlichen Unfug.

Das schöne Vergnügen währte aber nur sehr kurze Zeit. Alle Bemühungen, die Bären erziehen zu wollen, scheiterten an der Bildungslosigkeit derselben. Ihre harmlose Munterkeit verlor sich, ihre Rohheit, ihr grobes, ungeschliffenes Wesen zeigte sich mehr und mehr. Als sie den neunten Monat ihres Lebens erreicht hatten, waren sie ganz dasselbe, was ihre Eltern sind – echte Bären nämlich, zu näherem Umgange gänzlich ungeeignet, boshaft, unzuverlässig, stumpfgeistig, dumm, kurz, freundlicher Behandlung gänzlich unwürdig. Jetzt stecken sie im sicheren Käfig und werden mit Vorsicht behandelt. Vielleicht erzähle ich ein anderes Mal mehr von ihnen.




Aus jüngstvergangenen Tagen.
Nr. 3. Ein Name für das erste deutsche Kriegsschiff.

In der Sitzung des Frankfurter Parlamentsvom 31. August 1848 wurde über das deutsche Reichsbanner und die deutsche Flagge verhandelt. Gagern schlug für letztere den doppelten schwarzen Adler mit abgewendeten Köpfen, ausgeschlagenen rothen Zungen, goldenen Schnäbeln und dergleichen offenen Fängen in goldenem Felde vor.

„Gold in Gold,“ wurde hiergegen eingewendet, „sieht man ja nicht; goldene Klauen und goldene Schnäbel in goldenem Felde verschwinden, – so kann der deutsche Adler wohl zwei Köpfe, aber weder Schnäbel noch Klauen haben.“

„Ich kann das Amendement nicht mehr zulassen,“ erwiderte der Vorsitzende, und der Doppeladler wurde ohne Klauen und Schnäbel in die Welt hinausgejagt.

Beim Schluß dieser Verhandlung schlug dann dasselbe Parlamentsmitglied, das vor dem Adler ohne Klauen und Schnäbel gewarnt, noch zusätzlich vor, einen allgemeinen Beschluß zu fassen, daß jedes deutsche Kriegsschiff, welches ein feindliches Kriegsschiff mit mehr als 20 Kanonen einbringe, einen Preis von 50.000 Thlr. erhalten, das gewonnene Kriegsschiff den Namen des Capitains, der es eingebracht, führen, und sobald das Schiff untauglich werde, das nächste neuerbaute den Namen verewigen solle.

Präsident: „Ich stelle die Frage an den Herrn Antragsteller, ob er diesen Antrag als dringlich bezeichnet?“ „Heiterkeit“ steht nach dieser Aeußerung des Präsidenten in den stenographischen Berichten. Die Dringlichkeit wurde natürlich abgelehnt, der Antrag an eine Commission verwiesen, und hier – begraben.

Wäre der Antrag nicht mit Hohn zurückgewiesen worden, so hätte Capitain Jungmann nicht zwölf Jahre um das Gnadenbrod betteln müssen, und die Gefion hieße – Theodor Preußer.

Der Fünfziger-Ausschuß hatte der allgemeinen Stimmung im deutschen Volke Ausdruck gegeben, als er die preußische Regierung zwang, die Dänen aus Schleswig-Holstein zu vertreiben. Vielen aber that der Zwang wehe, und in dem Augenblicke, wo die preußischen Garden das Dannevirk erstürmt hatten, erhoben die Gardeofficiere den Ruf: „Es lebe der Prinz von Preußen!“

Wohl wußte man recht gut, was mit diesem Ruf ausgedrückt werden sollte, noch aber schien es nicht an der Zeit das Panier der Reaction offen aufzustecken, noch kehrte man die freisinnige, die volksthümliche Richtung heraus und gab sich den Anschein in officiösen Schriftstücken den Wünschen der Nation Rechnung zu tragen.

Eine bekannte deutsche Großmacht aber schickte um diese Zeit an seinen Gesandten in Kopenhagen eine Note, in der sie dem Könige von Dänemark versicherte, daß der begonnene Krieg in Schleswig-Holstein keine andere Absicht habe, als die demokratischen, die republikanischen Elemente in Deutschland zu verhindern, sich dieser Frage zu bemächtigen, und daß Dänemark durch den Krieg keinen Schaden leiden solle, sondern in seiner ganzen Integrität aus demselben hervorgehen werde.

Der Malmöer Vertrag machte denn dem Kriege, der kein Ziel hatte, ein Ende zum Vortheile Dänemarks, zum Nachtheile Deutschlands, zum Verderben des Parlaments, zum Unheile für Schleswig-Holstein selbst.

Immerhin war aber dieser Friede nur ein fauler, weil er trotz aller Zugeständnisse die Dänen nicht befriedigte, weil diese – nach den Versicherungen der Diplomatie – vom Kriege noch mehr hoffen durften, als sie in dem Malmöer Vertrage bereits erlangt hatten.

Im nächstfolgenden Frühjahr hatte Dänemark alle Vorbereitungen getroffen, Holstein zurückzuerobern. Sein Heer war vollzählig und bereit zum Aufbruche; seine Kriegsschiffe warteten mit Ungeduld auf das Wort, das ihnen den Angriffspunkt bezeichne. In Deutschland herrschte allgemeine Mißstimmung; das Parlament war durch allerlei kluge und unkluge Ränke von rechts und links um das Ansehen gekommen, in welchem, nachdem der Antrag, ihm eine Parlamentswehr zu schaffen, schon im Fünfziger-Ausschusse gestellt und verworfen worden war, allein seine Macht bestanden hatte; der große Aufschwung des Frühjahrs von 1848 war vollkommen gebrochen; die „Reaction“ durfte schon offener hervorzutreten wagen; die dänische Regierung konnte hoffen, auf noch weniger ernsten Widerstand als schon im Jahre 1848 von Seiten der preußischen Hülfe in Holstein zu stoßen.

So kündigte sie jetzt den verhängnißvollen Malmöer Vertrag und gab voll Vertrauen die Losung zum Angriffe, vorerst für die Flotte. Siegesbewußt entfaltete diese ihre Segel und steuerte den holsteinischen Ufern zu. Am ersten Jahrestage der Eröffnung des Fünfziger-Ausschusses, des Tages, an welchem der Fünfziger-Ausschuß den Beschluß faßte, daß auch die Schleswiger zur Wahl für das erste deutsche Parlament zu berufen seien, am 4. April 1849 warf die stolze Flotte, das Linienschiff Christian VIII. mit 84 Kanonen, die Fregatte Gefion mit 56 Kanonen, zwei Dampfschiffe, eine Corvette, eine Brigg und zwei Transportschiffe, im Ganzen über 170 Kanonen gebietend, ihre Anker aus bei Noer, am Eingänge der Bucht von Eckernförde.

Eckernförde liegt ungefähr in gleicher Entfernung, etwa drei deutsche Meilen, von Kiel, Schleswig und Rendsburg, am Ufer eines Meerbusens, der einen der größten und schönsten Häfen der Ostsee bildet. Er lockte gewissermaßen die Dänen zur Landung. Gelang es ihnen, sich hier festzusetzen, so war Schleswig abgeschnitten und ganz Holstein von hier aus bedroht und beherrscht. Es war vorherzusehen, daß die Dänen hier eine Landung versuchen könnten; und im ganzen Lande ging das Gerücht, daß sie eine solche versuchen würden. Nichts destoweniger war für die Vertheidigung dieses schwachen und doch so bedeutenden Punktes so gut wie gar nicht gesorgt.

Die Bucht von Eckernförde erstreckt sich in meilenweitem Umfange von Osten nach Westen in’s Land hinein. Am äußersten Ende des Meerbusens liegt die kleine freundliche Stadt mit ihren 4000 Einwohnern. Die Nordseite der Bucht ist kahl und erhebt sich in kleinen Hügeln über die See, die Südseite trägt theilweise einen jener schattigen, duftigen, saftigen Buchenhaine, die den Buchten des Holsteiner Landes eine so tiefe und stille Andachtstimmung geben. Auf der Nordseite der Bucht, fast in der Mitte derselben, war auf einer Landzunge eine unbedeutende und unscheinbare Befestigung

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verschiedene: Die Gartenlaube (1864). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1864, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1864)_014.jpg&oldid=- (Version vom 14.2.2021)