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verschiedene: Die Gartenlaube (1861)

darstellte, fragte sie nicht. Die innere Lebensfülle ließ sie vergessen, daß auch sie dem allgemeinen „Sterben und Vergehen“ ihren Tribut zahlen mußte, und so kam sie im Frühjahr 1858 zum letzten Male nach Deutschland, fest entschlossen, zur Kunst zurückzukehren. Sie sollte nur ihr Grab in der heimischen Erde finden.




Blätter und Blüthen.

Die Expedition zur Aufsuchung Dr. Vogel’s in Afrika. Der berühmte Afrikareisende Dr. Barth hielt in der Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin am 2. November d. J. einen Vortrag über die genannte, auf freiwillige Kosten des Volks ausgerüstete Expedition, in welchem er hervorhob: Henglin sei auf dem Wege nach den Ländern der Bogos und wolle von da nach Abyssinien und Kaffa vordringen; die ursprünglich beabsichtigte Reise nach Wadai, um das Schicksal des Dr. Vogel aufzuklären, scheine derselbe aus den Augen verloren zu haben! – (S. Nat.-Zeit., Beil. z. Nr. 543 vom 2. November.) Diese Aeußerung hat die größte Sensation gemacht und wird nicht verfehlen, in ganz Deutschland Befremden und Mißtrauen hervorzurufen. Sollen Diejenigen Recht behalten, welche der Wahl des Herrn Henglin zum Chef jener wichtigen Expedition öffentlich Bedenken, ja Beschuldigungen entgegen hielten? Es wird sich zeigen. Jedenfalls aber muß in diesem Blatt, das die erste Anregung zur Aufsuchung des verschollenen Dr. Vogel gegeben hat, darauf aufmerksam gemacht werden, daß wir, die Geber (bestimmt die Mehrzahl derselben), die Mittel dargebracht haben nicht zu einer bloßen Erforschungsreise in Afrika, sondern ausdrücklich zur Aufsuchung unseres Landsmanns Dr. Vogel oder wenigstens Aufklärung über sein Schicksal, und zwar in kürzester Zeit und auf geradestem Wege. Davon werden wir nicht abgehen und, falls unsere Gaben anderweit verwandt werden sollten, darüber strengste Verantwortung fordern. Dies vorläufig zur Notiz.

Der Verfasser des Ausrufs: „Eine Mahnung an die Deutschen
in der Gartenlaube Nr. 4, 1860.




Warnung. Einsender dieses glaubt eine Pflicht zu erfüllen, wenn er Frauen, Halberwachsene, Unfreie im Geist – dringend warnt vor der Lectüre einen Buches, welches unter dem Deckmantel wissenschaftlichen Ernstes eine solche Fülle von Aberglauben und Mysticismus predigt, wie kaum ein anderes. Es ist dies das Werk: „Die mystischen Erscheinungen der menschlichen Natur“, von M. Perty, Professor in Bern. Das Wunderbarste an diesem Buche der Wunder ist, daß es im Jahr 1861 erschien und den Professor einer Universität deutscher Wissenschaft zum Verfasser hat. Unglaubliches ist darin geleistet, um ekelhafteste Vorgänge, crasseste Betrügereien, muthwillige Verhöhnungen der gesunden Vernunft zu beschönigen, zu überpinseln, zu erklären als Ausflüsse des Lebensmagnetismus, als Erscheinungen einer Mittelwelt, als unmittelbare Offenbarungen. Zwar sucht der Verfasser in den mit ungeheuerem Fleiße zusammengebrachten Belegen hier und da Kritik zu üben, aber diese tritt meistens nur zu Gunsten der Geisterwelt und anderer Mißgeburten des Irrsinns auf. Wer dies Buch durchliest, und nicht durch Vernunft und Philosophie hinreichend gekräftigt ist, der kann sehr leicht dadurch verrückt werden. Es mögen daher Familienväter, Gatten, Jugendlehrer ein wachsames Auge darauf haben. Auch die Gartenlaube kommt darin schlecht weg. Seite 398 beschwert sich der Verfasser bitter darüber, daß ein Ungenannter in diesem Blatte den fruchtlosen Versuch gemacht habe, das Tischrücken, Tischklopfen und Schreiben mechanisch zu erklären – und schließt mit der Phrase: „Man kann unmöglich falscher urtheilen und größere Unwissenheit des Thatsächlichen an den Tag legen; möchten dergleichen Leute ihr bischen Physik, Physiologie u. s. w. da anwenden, wo es paßt!“ – Diese Expectoratien würde aber nirgends hin vortrefflicher passen, als zum Motto dieses dickleibigen Werkes, statt des lateinischen Aberglaubens aus dem heiligen Hieronymus: Multa memorabilia reperies et non versimilia, nihilominus tamen vera – d. h. es giebt viele Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen sich unsere Vernunft nichts träumen läßt, wie der Dichter übersetzt hat. Aber was der Poet spricht, gilt noch lange nicht im realen Leben. –m. 




Kleiner Briefkasten.

K. in L. Von neuerscheinenden lyrischen Dichtungen mochten wir Ihnen zwei Sammlungen empfehlen, die ganz Ihren Anforderungen entsprechen werden: die bei Uflacker in Altona erschienenen Gedichte von Zeise und Stolle’s Palmen den Friedens. Zeise sowohl wie Stolle haben es vorzugsweise verstanden, die menschlichen Gemüthssaiten in wohlthuenden Harmonien anzuschlagen, und Sie werden deshalb in beiden Dichtern reichlich finden, was Sie suchen. Als Schleswig-Holsteiner dürften Ihnen die Zeise’schen Gedichte mit ihren vielen Anklängen an die theure Heimath doppelt willkommen sein. – Für Ihre Frau Gemahlin machen wir Sie auf „Kübler’s Hauswesen“, für Ihr neunjähriges Töchterlein auf ein soeben erschienenes, ganz allerliebstes Bilderbuch: „Das Ein-mal-eins wird hier gebracht, wie es den Kindern Freude macht“. Mit 20 Bildern (Dresden, Kuntze), aufmerksam. Das Buch wird dieses Jahr auf vielen Weihnachtstischen liegen. Ihrem vierzehnjährigen Sohn wünschen wir die ganz vortrefflichen „Modellir-Cartons“ (Gottschalck in Dresden), die übrigens auch allen polytechnischen und Bauschulen empfohlen werden können. Sehr gerühmt, z. B. in der kölnischen Zeitung, als eine „ungewöhnlich gute Chrestomathie“ deutscher Gedichte und zu Weihnachtsgeschenken für Jünglinge und Jungfrauen ganz besonders geeignet, wird das bei Ziegler in Breslau erschienene Prachtbuch: „Zu Herzensfreude und Seelenfriede“, herausgegeben von Pfarrer Löschke. Es sei nach Anordnung, Auswahl und Ausstattung ganz dazu gemacht, sich dauernd in deutschen Familien einzubürgern. – Ihnen selbst aber empfehlen wir den unserem heutigen Blatte beiliegenden Verlagsbericht der Leipziger Buchhandlung J. J. Weber. Sie finden darin nach allen Richtungen hin eine so reiche Auswahl guter Bücher, daß Ihnen das für Ihre Bibliothek bestimmte Weihnachtsgeschenk sicher lange Jahre hindurch Belehrung und Unterhaltung zugleich bieten wird. –

An Frl. Bertha H. in Königsberg. Ihr Wunsch, der auch von Anderen schon ausgesprochen wurde, kann erst nach dem Tode des Betheiligten erfüllt werden. Wollen Sie aber nicht so lange warten, dann können Sie seine photographische Bekanntschaft sehr bald machen, wenn Sie selbst angeben: wie oder wo?





Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1861). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1861, Seite 800. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1861)_800.jpg&oldid=- (Version vom 7.4.2024)