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verschiedene: Die Gartenlaube (1861)

dieser Zeit: denn während ihn das Gewissen strafen mochte über die Treulosigkeit, im Bunde mit den Feinden seines Vaterlandes gegen seinen ehemaligen Kaiser und seine Waffengenossen das Schwert zu ziehen, scheute er sich nicht, in Schlachtberichten, welche den berüchtigtsten Napoleonschen Bulletins nichts nachgaben, die Siege der preußischen Feldherrn sich zuzuschreiben, trotzdem er nur der Hemmschuh an ihrem Siegeswagen war. Um so glänzender stehen uns ihre Thaten da, und um so preiswürdiger sind diese Helden, welche nicht nur den übermächtigen Gegner, sondern sich selbst, ihren Zorn über solche Unwürdigkeit dazu besiegten.

So war dies Bülow mit dem Siege von Groß-Beeren ergangen, und dasselbe widerfuhr ihm nach der Schlacht bei Dennewitz, die wir wenigstens in den Hauptzügen näher betrachten wollen.

Napoleon’s Plan, daß das bei Wittenberg unter Oudinot stehende Heer auf Berlin losrücken solle, war auch nach der Schlacht von Groß-Beeren nicht aufgegeben; er schickte sogar, mit Oudinot unzufrieden, den Marschall Ney zur Ausführung desselben ab. Vergebens hatten die drei Generäle Bülow, Tauentzien und Winzingerode den schwedischen Kronprinzen noch zur rechten Zeit zum kräftigen Vordringen aufgefordert, er beharrte bei seinem Zaudern, bis die Franzosen wieder zu Kraft gekommen und durch Ney und seinen Truppenzuzug für Berlin abermals gefährlich geworden waren. Da zerriß Bülow die niederdrückenden Fesseln des Gehorsams gegen einen solchen Führer und folgte seinem eigenen freien Entschluß zur nächsten Waffenthat, für den er gleichwohl, der dienstlichen Form genügend, erst die Genehmigung des Kronprinzen einholte. Dieser ertheilte sie, verlangte jedoch, daß die Brigade Borstell, ein Drittheil von Bülow’s gesammter Macht, zur Deckung seiner Armee zurückbleibe, eine Anordnung, welche Bülow durch einen directen Gegenbefehl an Borstell aufhob.

Folgendes war die Situation am 5. September. Bülow stand bei Marzahn und befehligte mit der noch nicht mit ihm vereinigten Brigade Borstell ungefähr 37,000 Mann; Tauentzien hielt Jüterbogk mit höchstens 10,000 Mann besetzt; das Hauptquartier

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verschiedene: Die Gartenlaube (1861). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1861, Seite 733. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1861)_733.jpg&oldid=- (Version vom 16.11.2022)