Seite:Die Gartenlaube (1861) 300.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1861)

Kunst müssen wir unter uns selbst festhalten und anerkennen, denn für den Troß ist dergleichen – Caviar.

Bitte, lassen Sie mich wissen, wann ich Sie dieser Tage zu Hause treffe, um Ihnen Alles das und mehr mündlich zu wiederholen.
Ihr ganz ergebenster
Cornet.“ 


Berlin, 20. Sept. 1838.  
… Ihre Euryanthe war bewunderungswürdig; Sie haben aus dem zum Theil thörichten Text gemacht – mehr als man erwarten kann. Wie Sie dem Lysiart zuerst entgegentraten: ich fuhr unwillkürlich zusammen. Unübertrefflich! – An der nächsten Wendung, dem dummen Unglauben, dem Wahn: Mittheilen einer Historie und Treubruch sei dasselbe – sind Sie unschuldig. Hätten Sie dem Lysiart eine derbe Ohrfeige gegeben und dem Adolar gesagt, er sei ein Schafskopf, so wäre die Oper ohne den 3. Act zu Ende gekommen. In diesem hätte Weber ein paar hohe Noten nicht setzen und Sie hätten sie streichen sollen. Man kann sie fast nicht heraus singen, sondern muß schreien, was freilich die Meisten jetzt am meisten bewundern. Ich habe vor Allem das Milde, Gefühlvolle, Weiche in Ihrem Piano bewundert; ein Beweis, daß Sie immerfort lernen und üben. Das Genie hat Ihnen Gott in seiner Gnadenwahl gegeben; das stelle ich Ihnen nicht in Rechnung. Erfüllen Sie nun aber Ihren Beruf nicht, so verdienen Sie, daß er seine Gabe Ihnen entziehe. Also vorwärts, marsch, auf Reisige los! Auf Wiedersehen. Ihr ergebenster, dienstwilligster
v. Raumer.“ 


Im Febr. 1841 hatte Mendelssohn in Concert-Angelegenheiten an Wilhelmine geschrieben und den Brief adressirt:

An Madame Schröder-Devrient,
berühmte Künstlerin
 in Dresden.

Wahrscheinlich hatte sie eine Bemerkung darüber gemacht, denn in Mendelssohns nächstem Briefe heißt es zum Schluß:

… „Und die Adresse kann auch diesmal nicht geändert werden. Wenn einer von den hundert deutschen Titeln ’mal mit der That geführt wird, da darf er nicht fehlen. An die Frau Hof- oder Kammer-Sängerin adressirte ich Ihre Briefe mein Lebtag nicht.“

Der letzte Brief von Mendelssohn, der sich unter Wilhelminens Papieren befindet, ist vom 2. März 1845 und lautet:

„Liebe Madame Devrient!
Ich schreibe Ihnen diese Zeilen, um Sie zu bitten, am Palmsonntag in Dresden die Sopran-Partie in meinem Paulus zu singen. Es liegt mir so viel daran, es thäte mir so leid, wenn Sie gerade dann abwesend wären und nicht mitwirkten, daß ich nicht unterlassen kann, Ihnen diese meine dringende Bitte auszusprechen, obwohl ich von Herrn Capellmeister Reissiger gehört habe, daß Sie Ende März Ihre Urlaubsreise antreten und Anfang April schon zu Gastvorstellungen verpflichtet sind. Aber könnten Sie denn für den Palmsonntag nicht zurückkehren oder den ganzen Anfang der Reise aufschieben? Mit einem Wort: ist es unmöglich, daß Sie mir meine Bitte erfüllen? Seien Sie mir über jene Zumuthung nicht böse, aber ich kann’s mir und mag’s mir gar nicht denken, daß Sie abwesend wären, wenn ich zum ersten Male irgend etwas von meiner Musik in Dresden aufführen soll. Wenn Sie meine Bitte erfüllten, so thäten Sie mir und meinem Werke einen Gefallen, für den wir Beide Ihnen gewiß auf’s Herzlichste dankbar sein würden, freilich ich noch mehr als das Werk, das wohl noch dankbarer sein könnte und sollte als es ist. Indessen ich habe mir’s müssen von so mancherlei Leuten vorsingen lassen, gut und schlecht, ganz und getheilt (von einem dies Stück, von dem Anderen das), theatralisch und langweilig – nun möchte ich’s ’mal so hören, wie ich mir’s gedacht habe. Deshalb komme ich mit meinem Anliegen und deshalb bitte ich, erfüllen Sie mir’s.
Immer Ihr ganz ergebener
Felix Mendelssohn-Bartholdy.“ 





Auch ein Menageriebild.

Von Guido Hammer.

Welchem Naturfreunde wäre eine Menagerie nicht anziehend? Liegt doch schon darin ein ungemeiner Reiz, daß wir diese fremdartigen Thiere, die uns bereits in der Schule als grell colorirte Abbildungen in irgend einem Naturgeschichtsbuche entzückt und mit Sehnsucht nach ihrem wirklichen Anblick erfüllt haben, nun als Originale vor uns sehen.

Für mich ist, ich will es nicht leugnen, schon der Geruch einer Thierbude, der für empfindsamere Nasen, als die meinige, abscheulich sein mag, eine Art von Wonne; denn er regt in mir theils alte, schöne Erinnerungen auf, theils beflügelt er mir die Phantasie und versetzt mich in die Tropenländer unter mächtige Katzengeschlechter, phantastisch geformte Gazellen und buntgefiederte Vögel, oder nach dem eisigen Norden, wo nur noch der Eisbär und die Robben eine Rolle spielen. Doch auch ohne Träumerei ist hier Poesie und Größe genug. Welch wundersamen, immer und immer neuen, tiefernsten Eindruck übt nicht der Anblick eines Löwen auf das Menschenherz! Trotz seiner jämmerlichen Beschränktheit, in der man gewöhnlich den „Wüstenkönig“ in Menagerien zu sehen gewohnt ist, verleugnet er seinen Adel nicht; ja, selbst durch Gefangenschaft, schlechte Pflege und Hunger verkümmert, ist die machtvolle Schönheit des edeln Thieres nicht ganz zu brechen, und immer noch bleibt es im Besitz eines unnennbaren Zaubers, der durch das menschliche Mitleid, das wohl kein Thier um seiner Gefangenschaft willen so in Anspruch nimmt, als der Löwe, eher erhöht, als geschwächt wird. Wie gewaltig wirkt allein der Anblick und Ton des Gähnens, das andere Geschöpfe in der Regel verunziert, aber den furchtbaren Mähnenträger keineswegs in seiner Würde beeinträchtigt! Nun vollends, wenn der Mächtige seine Stimme, sei es im Zorne, sei es um Nahrung zu fordern, ertönen läßt – wie erhaben und überwältigend ist diese Schwester des Donners! Denkt man sich das volle, markerschütternde Gebrüll eines Löwen in Freiheit, der in seiner vollen Schönheit und wilden Majestät die Steppen durchstreift und männiglich verkündet, daß er zu jagen ausgezogen, so begreift man, wie der Dichter zu seinem „Löwenritt“ gekommen

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1861). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1861, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1861)_300.jpg&oldid=- (Version vom 12.9.2022)