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Man denke sich ein Geschöpf von der Größe eines Sperlings oder einer Krähe im Rumpfe, das einen langen dünnen Hals hat, von dem ein großer mit schnabelförmig verlängerten Kiefern versehener Kopf getragen wird und man hat, wenn man mit dieser Gestalt die vordern langen und die hintern kürzern Fledermauspfoten verbindet, das vollständige Bild einer Lufteidechse. – Die Fußstapfen von riesenförmigen Sumpfvögeln finden sich im bunten Sandsteine; übrigens existirten schon eine Menge der verschiedensten Vögel in dieser Periode.

III. Die Säugethier-Sandsteinperiode, die dritte sedimentäre Epoche, aus Nummulitengebirge, Braunkohle und Molasse, enthält neben den Meeres-, auch noch viele Süßwasserablagerungen und eine Menge Säugethierreste. Die Braunkohlen sind zum größten Theile die Ueberreste von Cypressen, Palmen und Nadelhölzern. Diese Periode scheint in kürzerer Zeit, als die vorige verlaufen zu sein, denn ihre Dicke beträgt kaum 1000 Fuß und ihre Bildungszeit dürfte nicht viel über ein Drittel Million Jahre gedauert haben. – Von den Säugethieren der Tertiärschicht gehören die meisten zur Ordnung der Dickhäuter, wohin auch unser Elephant, Nashorn, Pferd und Schwein gehört. Am häufigsten waren plumpe tapierartige Pflanzenfresser (Paläotherium, Lophiodon, Coryphodon etc.). Sie hatten einen mit kurzen anliegenden Haaren dicht bekleideten Körper, eine rüsselförmige mäßig lange Nase, vorn 4, hinten 3 Zehen. – Das Anoplotherium, ein zweizehiges Hufthier, welches von Gras lebte und etwa die Größe des Esels hatte, ist das erste Thier mit einfach gespaltenem Fuße und einem langen, bis zum Boden reichenden kräftigen Schwanze; es scheint eine pferdeartige Schnauze gehabt und in schlanker (Xiphodon) wie in plumper Form existirt zu haben.– Das Dinotherium, ein wallroßähnliches pflanzenfressendes Seethier von 15 – 20 Fuß Länge, hatte auf einem kurzen dicken Halse einen wallfischähnlichen Kopf mit 2 Stoß- oder Fangzähnen, die aus der untern Kinnlade nach unten hervorragten; der Rumpf war spindelförmig und mit Flossenfüssen. – Das Zeuglodon (Hydrarchos, Basilosaurus, Dorudon, Squalodon), fälschlich für einen Saurier gehalten, ist ein wallfischähnliches Säugethier, nur etwas schlanker, aber nicht größer als unser Wallfisch und mit einem seehundsähnlichen Kopfe versehen. – Das Sivatherium war ein Wiederkäuer von sehr großer und plumper giraffenähnlicher Gestalt, dessen Kopf dem des Elephanten glich. – Faulthiere von elephantischer Größe sind: das Megatherium, Megalonyx und Mylodon; kleinere Gürtelthiere: das Glyptodon und der Holophorus; das größte Nagethier war das Toxodon. – Das Hippotherium ist dem Pferde ähnlich, nur zierlicher und besaß außer dem einen großen Hufe an jedem Fuße noch 2 kleine Afterhufe.

Die Diluvialschicht, welche unmittelbar die jüngste Tertiärschicht bedeckt und sich früher, als der Mensch auf der Erde erschien, gebildet haben muß, scheint unter einem ziemlich schnellen Sinken der Temperatur entstanden zu sein, denn man findet wohlerhaltene Thiere (Mammuths in Sibirien) in diese Schicht eingefroren. Der Grund dieser Erkaltung dürfte darin zu suchen sein, daß das heiße Innere der Erde der Oberfläche derselben nicht mehr die frühere Wärme spendete. – Von den Thieren der Diluvialschicht sind besonders das Mammuth, der Höhlenbär und die Höhlenhyäne, die Elephanten, Nashörner, Flußpferde und die Riesenhirsche mit großem Geweihe erwähnenswerth. – Das Mammuth ist eine Art Elephant, aber mit viel längeren und stärker gekrümmten Stoßzähnen, und einer borstigen, langbehaarten, der des wilden Schweines ähnlichen Haut. – Das elephantenähnliche Mastodon (oder Ohiothier), war größer als unser Elephant, und findet sich vorzugsweise im Westen.

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verschiedene: Die Gartenlaube (1854). Ernst Keil, Leipzig 1854, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1854)_151.jpg&oldid=- (Version vom 2.4.2020)