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Anonym: Edda

37. Hamdismâl.
Das Lied von Hamdir.
1
Zeitig huben sich   harmvolle Thaten,

Als Alfe trauerten   um des Tages Anbruch.
Zur Morgenstunde   erwachen den Menschen
Die Sorgen alle,   die Herzen beschweren.

2
Nicht heute war es   noch war es gestern,

Lange Zeit   verlief seitdem,
Daß Gudrun trieb,   die Tochter Giukis,
Die jungen Söhne   Swanhilden zu rächen:

3
„Eure Schwester war es,   Swanhild geheißen,

Die der stolze Jörmunrek   von Gäulen zerstampfen ließ
Auf offnem Wege,   weißen und schwarzen,
Grauen, gangzahmen   gotischen Rossen.

4
„Verlaßen lebt ihr,   Lenker der Völker;

Ihr allein seid übrig   von all meiner Sippe.
Ich auch bin einsam   wie die Espe des Waldes:
Meine Freunde fielen   wie der Föhre die Zweige,
Aller Lust bin ich ledig   wie des Laubs ein Baum,
Wenn ihm ein Sommersturm   die Zweige beschädigte.

5
„Sehr ungleich seht ihr   Gunnars Geschlechte (wie S. 240)


6
Da hub Hamdir an   aus hohem Muth:

Da hast du träger traun   Högnis That gelobt,
Als sie den Sigurd   vom Schlaf erweckten:
Du saßest im Bette   und die Schächer lachten.

7
Deine Bettdecken floßen,   die blauweißen,

Das künstliche Stickwerk,   von des Kühnen Blut.
Sigurd erstarb;   du saßest bei dem Todten
Dem Lachen gram,   so lohnte dir Gunnar.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/251&oldid=- (Version vom 31.7.2018)