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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


und Schutz stehen sollte. Uebrigens ward des Grafen Körper noch nach drei Jahren, als der seiner Gemahlin hinzu gelegt ward, sowie die Kleidung vollständig erhalten vorgefunden.

Im 7ten Regierungsjahre Otto’s II. kam König Luthar 980. nebst seinem Sohne mit prächtigen Geschenken zu ihm, leistete Abbitte und erwarb nun des Kaisers dauernde Freundschaft.

In diesem Jahre ging der Kaiser nach Italien und sah leider unsere Gegenden niemals wieder.


981. 8. Darnach verschied der obengenannte Erzbischof Aethelbert von Magadaburg, die Seinen lehrend und im Glauben befestigend, im 13ten Jahre seiner Einsetzung, als der Kaiser bereits in Rom war. Er hielt, indem er den Sprengel Gisilers, welcher beim Kaiser war, besichtigend durchreiste, zu Merseburg am 19. Juni das Hochamt, und brachte die folgende Nacht bei einem ehrenwerthen Laien, Hemuzo, zu Chruvati wohl zu. Am andern Morgen aber stand er unwohl auf, und klagte über starkes Kopfweh; brach jedoch auf. Als er aber, wie er nach Frekenlevo[1] wollte, beim Dorfe Cirmini vorbei gekommen war, begann er vom Pferde zu sinken, und wäre zu Boden gefallen, wenn ihn seine Begleiter nicht aufgefangen hätten. Man legte ihn auf einen Teppich, und nachdem die Priester die vorschriftsmäßigen Gebete vollständig gesprochen hatten, ging er gläubig hinüber zu Christus, am 20. Juni. Seine Leiche wurde nach Ivikansten[2] gebracht, dort mit dem erzbischöflichen Amtsgewande bekleidet und von da zu Schiffe nach Magadaburg geführt. Dort empfingen ihn trauernd die geistlichen Brüder und besonders die Mönche, und der Bischof von Halberstadt, Hilliward, übergab ihn, unterstützt vom ehrwürdigen Abte Harding, der Gruft inmitten der Kirche vor dem Altar der Apostel Philippus und Jacobus.

Mit welchem Herzenseifer aber der Verstorbene über die ihm anvertraute Heerde wachte, das vernimm, mein Leser! Oftmals

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/96&oldid=- (Version vom 6.8.2023)
  1. Freckleben, im Fürst. Anhalt-Dessau.
  2. Giebichenstein in der Nähe von Halle, auf dem linken Ufer der Saale.