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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


indeß nur um so heftiger auf seinen Feind ein und streckte ihn,979. indem er ihm mit einem gewaltigen Streiche das Haupt traf, zu Boden. Darauf war Gero auf die Frage, die er an ihn richtete, ob er weiter kämpfen könne, genöthigt zu bekennen, daß ihm die Kräfte fehlten. Nun verließ Waldo die Schranken, aber kaum hatte er die Waffen abgelegt und sich mit Wasser erfrischt, so stürzte er rücklings todt nieder. Darauf ward Gero nach dem Spruche der Richter und auf Befehl des Kaisers von Henkershand enthauptet, am 13. August. Dieser Zweikampf gefiel niemandem, als nur dem Erzbischof Aethelbert und dem Markgrafen Thiedrich, und Otto, Herzog von Baiern, Liudulfs Sohn, der an demselben Tage ankam, sowie Graf Bertold machten dem Kaiser bittre Vorwürfe, daß ein solcher Mann, wie Gero, um eines so unbedeutenden Grundes willen verurtheilt worden sei. Hier darf ich die Verdienste des Abtes Liudulf von Corvei nicht unerwähnt lassen, der ob seiner häufigen Uebung im Wachen und Fasten von Gott mancher Offenbarung gewürdigt wurde. Als dieser am Tage des Kampfes in der Abenddämmerung demüthig und andächtig, wie gewöhnlich, Messe las, sah er über dem Altare das Haupt des Grafen Gero, und sang nach Beendigung dieser Messe sogleich eine zweite, eine Todtenmesse. Darauf legte er sein Priestergewand ab und verließ schweigend die Kirche, versammelte aber dann die Brüder, und zeigte ihnen Gero’s Tod an, indem er sie inständig bat, mit ihm zusammen für die Seele des Verstorbenen zu beten. Die Enthauptung Gero’s aber fand gerade um Sonnenuntergang Statt. Zu seinem Gedächtniß erbauten seine Schwester Tetta und seine Gemahlin Aethela ein Kloster an einem Orte, genannt Elslevo [Alsleben][1], wo er selbst ruht, und brachten Gott und dem heiligen Vorgänger Christi den zehnten[2] Theil ihres Erbgutes dar, indem sie für dasselbe vom Kaiser die Bestätigung und das Vorrecht in der Weise erwirkten, daß eine daselbst gestiftete reichsfreie Abtei nur unter des Kaisers und seiner Nachfolger Hoheit

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/95&oldid=- (Version vom 6.8.2023)
  1. Im Mansfelder-Seekreise, bei Eisleben gelegen.
  2. Die Zahl ist im Text ausgefallen; sie steht aber beim Sächsischen Annalisten.