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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


mißfällt und die Menschen recht eigentlich der Strafe ihrer Schuld 974. entgegenführt, das lernen sie und lassen es einwurzeln durch unaufhörliche Wiederholung. Obwohl nun manche es mit solchen Spottreden nicht ernstlich meinen, so begehen sie damit immer etwas sündhaftes.

In diesem Lande erbaute der Kaiser eine Burg, die er mit einer Besatzung versah.

Der oben erwähnte Bischof Brun von Verden starb am 9. März, und Erp, Propst von Bremen, ward durch Verwendung 975. des Erzbischofs Aetheldag [von Hamburg] sein Nachfolger.

Zur selbigen Zeit, am 25. Juli, ward ich geboren[1].


5. Im Jahre des Herrn 976 entfloh Heinrich, Herzog der 976. Baiern, der abgesetzt und excommunizirt war, nach Böhmen. Dort suchte ihn, wie er sich beim Herzog Bolizlav aufhielt, der Kaiser mit einem starken Heere auf, richtete aber gegen diese beiden nichts aus, sondern verlor vielmehr noch eine Schaar von Baiern, die ihm zu Hülfe kamen, und bei der Stadt Pilisini [Pilsen] ein Lager geschlagen hatten, durch folgende List eines Kriegers des Bolizlav. Eines Abends badeten sich die Baiern: sie hatten keine Wachen ausgestellt; da rückte plötzlich der Feind in voller Rüstung heran und erschlug die Entkleideten, wie sie in den Zelten oder auf dem grünen Anger ihm entgegen eilten, und kehrte dann mit der ganzen Beute erfreut und wohlbehalten heim. Der Kaiser aber zog, als er die Niederlage so vieler Männer vernommen hatte, und weil ihm kein Weg zum Rückzuge offen stand, gerades Wegs nach seiner Stadt Camma[2]; den Herzog bezwang er erst im folgenden Jahre, als derselbe in Passau Zuflucht suchte. Das 977. Jahr darauf wurden Herzog Heinrich, Graf Ekbert und Bischof 978. Heinrich [von Augsburg] beim Kaiser verklagt, zu Magadaburg verhaftet und zu langer Verbannung verurtheilt.


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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/93&oldid=- (Version vom 1.8.2023)
  1. Aus dieser Angabe geht nicht mit Sicherheit 975 als das Geburtsjahr Thietmars hervor; vielmehr scheint es, daß er das Jahr seiner Geburt nicht genau kannte, was auch aus andern Stellen seiner Chronik hervorgeht, vgl. VIII, 8.
  2. Chamb ober Kam, Stadt am Regen.