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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


überein[1]. Er aber, der damals geboren ward, war die Sonne, weil er mit den Strahlen seiner frommen Beredtsamkeit die Herzen vieler, die gegen die Liebe Christi gleichgültig waren, erleuchtete. Und darum kam bei seiner Geburt eine wundersame Menge männlicher Geschöpfe zur Welt, weil der Mann Gottes nach der Vorausbestimmung des Höchsten geboren ward, um zum Heile seines ganzen Vaterlandes geistliches Regiment zu führen. Wie glücklich war doch die Mutter, an welcher sich des Herrn Güte vor ihren Zeitgenossen so außerordentlich offenbarte, daß sie einen Sohn gebar, der sich mit den Edelsten im Lande messen konnte, ja gar manche derselben übertraf, und daß sie also die Hoffnung, welche das ihr gewordene Traumgesicht in ihr erregt hatte, mit ihren eigenen Augen und durch die That bestätigt fand. Doch davon ein ander Mal.


974. 4. In dem ersten Feldzuge, den der Kaiser machte, eroberte er die Burg Buschuth[2]. Im zweiten eilte er, die Dänen aufsuchend, die sich gegen ihn empört hatten, nach Sleswic [Schleswig]. Dort sah er, daß die Feinde bereits den zum Schutze des Vaterlandes angelegten Grenzgraben [das Danevirk] und das Thor, welches Wieglesdor genannt wird, wohlgerüstet besetzt hatten: allein nach dem Rathe des Herzogs Bernhard [von Sachsen] und des Grafen Heinrich [von Stade], meines Großvaters, nahm er alle diese festen Werke mannhaft ein.

Auf dieser Fahrt ward zuerst ein garstiges Schimpfwort zur Verhöhnung der Geistlichen ausgerufen, welches böse Menschen noch heutzutage im Munde führen. Es ist gar kläglich, daß wenn rechtschaffene Menschen etwas erfunden haben, das irgendwie brauchbar ist, dies sogleich von der großen Mehrzahl, als wäre es etwas ganz abscheuliches, verworfen wird. Was dagegen Gott

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/92&oldid=- (Version vom 1.8.2023)
  1. Thietmar will sagen, die Thiere brachten gleichsam glückwünschend ihre Jungen der Wöchnerin dar; dazu hatten sie sie nach Gottes Willen in derselben Nacht werfen müssen.
  2. Bossut an der Hahne im Hennegau; Otto II. kämpfte damals gegen Reginar und Lambert, die Söhne des geächteten Grafen Reginar.