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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


Bild aus Gold geformt sich befindet. Dieses ist daselbst noch heutzutage zu sehen. Dieses kostbare Buch zeigte mit Erlaubniß und in Gegenwart des Kaisers der Erzbischof, nachdem er, zur Messe angethan, wie es Gewohnheit ist, nach Verlesung des Evangeliums vortrefflich gepredigt hatte, indem er die kaiserliche Verordnung, welche die Wahlfreiheit gewährte, öffentlich ablas, vor, und belegte den Frechen, der je dieses Gebot anzutasten wagen würde, mit einem furchtbaren Bannfluch, dem alle: „Amen, so sei es, so sei es!“ rufend, beipflichteten.

Das damals noch arme Bisthum Merseburg bedachte derselbe Kaiser mit freigebiger Liebe, und schenkte dessen Vorsteher Gisiler, dem er sehr wohl wollte, zuerst die Abtei zu Palithi [Pölde][1], dann die Burg Zuencua [Zwenkau] mit allem Zubehör, zum Dienste Johannes des Täufers. Ferner überließ er ihm alles von der Stadtmauer umschlossene Gebiet nebst dem Zolle der Juden und der Kaufleute, sammt der Münze; und dem Forste zwischen der Sale und Milda [Mulde] und den Gauen Siusuli und Plisni [Pleißen]; endlich die Oerter Chorin [Kohren], Nieriechua [Nercha], Bucithi [Pötsche], Cothug [Gautsch oder Kadau], Borintizi [Brandeis] und Gunthorp [Gundorf][2]. Alle diese Schenkungen übertrug er ihm in eigenhändig vollzogenen Urkunden.


2. Indeß starb Gero, der treffliche Erzbischof von Köln. 975. Weil ich aber nur weniges vorläufig von ihm berichtet habe, will ich jetzt in kurzem vorbringen, was ich mir bisher vorbehalten hatte. Er ließ sich das Crucifix, welches jetzt mitten auf seinem Grabe steht, sorgfältig aus Holz verfertigen. Da er an demselben eine Spalte am Haupte des Gekreuzigten bemerkte, so beseitigte er diese, indem er auf seine eigene Kraft ganz verzichtete, allein durch die helfende und Heil spendende Hand dessen, der über alle Künstler erhaben ist, in folgender Weise. Er verband eine Hostie, den alleinigen Trost in jeglicher Noth, und ein Stück vom wirklichen

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/89&oldid=- (Version vom 29.7.2023)
  1. Pölde war der Lieblingsaufenthalt der Ottonen bei Osterode am Harz.
  2. Orte in der Nähe von Leipzig.