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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

Irgend von Furcht und Angst, die erfüllet die klopfenden Herzen;
Angst, die länger als drei Jahrzehnte die Väter bedrängte,
Und die auch in unserer Zeit die Schaaren der Feinde
Wappnete, daß als Räuber sie fielen in unsere Lande.
Darum bete zu dem, der Himmel und Erde verbunden,
Jeglicher Gläubige doch, daß er ende die schrecklichen Strafen.

1. Der dritte Beherrscher unseres Reiches aus sächsischem Stamme, Otto II, sei der Gegenstand dieses Buches. Derselbe zeichnete sich als Jüngling durch ungewöhnliche Körperkraft aus, allein er zeigte anfangs auch einen großen Hang zum Muthwillen, und stets verschwenderisch beschenkt von der Liebe seiner Eltern, vergaß er alle Mäßigung und hörte nicht auf den Rath erfahrener Männer. Dann aber brachten scharfe Zurechtweisungen, die er von manchen hören mußte, ihn dahin, daß er seinen Leidenschaften den Zügel preiswürdiger Tugend anlegte, und nun war sein Betragen musterhaft, wie ich das im Folgenden auseinander setzen werde.

Auf Antrieb seiner frommen Mutter, deren Leitung ihm Kraft verlieh, erwarb er Miminlevo [Memleben], wo sein Vater gestorben war, nebst den Zehnten, die zu Heresfeld [Hersfeld][1] gehörten, durch einen rechtmäßigen Austausch. Darauf versammelte er daselbst Mönche und stiftete eine freie Abtei, die er mit dem Nöthigen versah und durch einen päpstlichen Freibrief bestätigen ließ.

Ferner verlieh er zu Magadaburg in Gegenwart des Erzbischofs Aethelbert durch eine kaiserliche Verordnung den geistlichen Brüdern daselbst das Recht, sich in Zukunft selbst einen Erzbischof wählen zu können[2], und bestätigte diese Verleihung durch das Geschenk eines Buchs, in welchem sein und der Kaiserin Theophanu

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/88&oldid=- (Version vom 29.7.2023)
  1. Altes Kloster und Stadt bei Fulda.
  2. Diese Urkunde ist zu Walbeck am 19. November 979 ausgestellt.