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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

Drittes Buch.




Otto, der zweite des Namens, der dritte der sächsischen Herrscher,
Werde geschildert anjetzt, und nehme, nach Würden gepriesen,
Ein den Stuhl des gewaltigen Vaters. Er lebe fortwährend
(Mög’ es also gelingen!) in dankbarer Menschen Gedächtniß.
Denn er half zu jeglicher Zeit liebreich den Bedrängten.
Freude verklärete ihm die ersten Jahre, doch Trauer
Nahete ihm am Ende, mit bitteren Schmerzen es trübend.
Groß ja war die Schuld, die trug die sündige Menschheit!
Damals büßten die Kinder der Welt die Verschmähung der Wahrheit.
Ach, wie vieles verlor das Reich durch das rächende Schwert nicht!
Forschest du aber dem Anlaß nach: man kennt ihn nicht völlig;
Doch den Kundigen allen ward klar, seit Merseburg weinend
Litt, den schweren Verlust, da wich der heilige Friede
Fernhin aus Deutschlands Gauen und überall herrschten die Feinde.
Wer ist im Stande, zu schildern, wie schrecklich die blutigen Würger
Hauseten, selbst den Tempel des Herrn nicht schonend, voll Wuthgier!
Viele der Unsrigen auch unterlagen im Kampf Sarazenen.
Wahrlich beglückt sind die, die Christus unwandelbar liebend,
Ruhigen Friedens ersehntes Glück genießen, nicht wissend

Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/87&oldid=- (Version vom 29.7.2023)