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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

978. Meine Großmutter Juthitta aber, welche am 26. Okt. desselben Jahres das Zeitliche mit dem Ewigen vertauschte, ruhet in der Kirche, welche ihre Tochter nachher in Steinen, obwohl diese in jener Gegend selten sind, ausführen ließ. Die Kirche zu Fulda, welche leider verbrannte, ward auch unter dieses Kaisers Regierung wieder erbaut.


Mai 1. 27. Am Himmelfahrtstage befand sich der Kaiser zu Merseburg, und war, was noch von seinem Gelöbnisse unerfüllt geblieben, auszuführen mit andächtigem Sinne bemüht. Von da Mai 6. kam er am Dienstage vor Pfingsten nach Miminlevo [Memleben], und saß am folgenden Tage noch ganz vergnügt zur Tafel. Nach der Mahlzeit aber ward er, während die Abendmesse gesungen wurde, unwohl und ohnmächtig. Die zunächst stehenden fingen ihn auf und trugen ihn auf ein Ruhebette, worauf er schnell durch die heiligen Sterbesakramente erquickt unter den Gebeten aller seinen Geist aufgab, im 38sten Jahre seiner Regierung am Mittwoch, Mai 7. den 7. Mai. In der folgenden Nacht wurden seine Eingeweide in der Kirche Unserer Lieben Frauen zu Memleben beigesetzt; sein Körper aber einbalsamirt nach Magdeburg gebracht, wo er in allen Ehren und mit großer Trauer empfangen und in einen marmornen Sarkophag gelegt, von den Erzbischöfen Gero [von Köln] und Aethelbert [von Magdeburg] unter Assistenz der übrigen Bischöfe und der gesammten Geistlichkeit bestattet ward.


28. Sein Sohn aber, Otto der Jüngere, der bereits zu des Vaters Lebzeiten erwählt und gesalbt war, wurde sofort von allen als Herr und König ausgerufen. Mit welchem Eifer aber die Kaiserin Aethelheide für die Befreiung der Seele ihres Gemahls bis an ihr Ende gewacht, ist gar nicht mit Worten zu beschreiben und ganz unerreichbar. Denn jegliche Ehre, jeglichen weltlichen Vortheil, der ihr zu Theil wurde, schrieb sie durchaus nicht ihrem Verdienste, sondern stets Christus allein zu; indem sie mit den Dankesworten Davids sprach: „Nicht uns Herr, nicht uns, sondern

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/84&oldid=- (Version vom 28.9.2023)