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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

starb, übertrug der Kaiser auf Verwenden des Bischofs Anno von Worms dem Gisiler, der von Sitten, wie von Abkunft gleich edel war, das Bisthum. Er wurde vom Erzbischof Athelbert zu Magababurg im Monat Juni geweiht. 971.


24. Weil ich oben einiges von Herzog Konrad gesagt habe, dem Eidam des Kaisers, der am Lechflusse fiel, so halte ich es nicht für unpassend, einiges hier nachzutragen, was ich damals unerörtert ließ. Als der Kaiser lange nach diesen Begebenheiten einmal nach Merseburg kam, erfuhr er von einem Angeber, daß die Slaven in Zuencua [Zwenkau][1]) unter einem beim Kaiser sehr beliebten Führer Cuchaviz die Rüstung des erschlagenen Herzogs bewahrten. Mit Hülfe des Cuchaviz nun brachte es Otto dahin, daß jene zum gerichtlichen Zweikampfe gebracht und besiegt wurden, worauf er sie alle aufknüpfen ließ, die Beutestücke aber erlangte er zum größten Theile wieder. Uebrigens weiß ich nicht, ob die Besitzer dieser Beutestücke wirklich die Mörder Konrads waren, oder ob sie nicht, an seinem Tode ganz unschuldig, dieselben blos zufällig gefunden hatten. Jedenfalls hatten sie den Tod verdient, weil sie dies irgendwie geheim zu halten versucht hatten. Des Herzogs Gemahlin [Liutgarde] aber, des Kaisers Tochter, wurde von einem gewissen Cono, den sie nicht hatte erhören wollen, weit und breit verläumdet, indem derselbe behauptete, sie sei insgeheim seine Frau. Darüber empört, rechtfertigte Otto sie so. Er berief alle Fürsten des Reiches, und erklärte, nachdem er sie vorher in geheimen Unterredungen, ob sie dieses Vergehens schuldig wäre, ausgeforscht, und gehört hatte, wie sie unter Anrufung Christi und mit vielen Eidschwüren die Schuld völlig von sich abwies, in Gegenwart aller, wenn einer seiner Freunde sie mit den Waffen vertheidigen wolle, so werde derselbe sich ihn auf immer fest verpflichten. Auf dieses Wort sprang sogleich Graf Burchard hervor und sagte, so daß alle es hörten, Cono habe alles durchaus erlogen.

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/81&oldid=- (Version vom 28.9.2023)
  1. Bei Leipzig in der Amtshauptmannschaft Borna.