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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

geführt, war darauf in den kaiserlichen Dienst berufen und hatte dann zu schuldiger Belohnung für seine großen Anstrengungen die Leitung der Gemeinde zu Zeiz erhalten. Darauf erbaute er in einem Walde bei der genannten Stadt, den er selbst ausroden und mit Häusern besetzen und nach sich benennen ließ[1], ein steinernes Gotteshaus, für dessen Einweihung er auch sorgte. Er erhielt auch alles Lehngut, welches vor seiner Einsetzung als Bischof zu den Kirchen in Merseburg und Imenlevo [Memleben], sowie zu Dornburg[2] und Kirberge [Kirchberg] gehört hatte, und weil er im Osten durch unablässiges Predigen und Taufen dem Herrn eine unzählige Menge Volks gewonnen hatte, so hatte der Kaiser ein solches Gefallen an ihm, daß er ihm zwischen drei zu errichtenden Bisthümern die Wahl ließ, nämlich zwischen dem zu Meißen, dem zu Zeiz und dem zu Merseburg. Er nun erbat sich vom Kaiser als die friedlichste unter allen die merseburgische Kirche, die er auch bis an seinen Tod eifrig verwaltete. Um die ihm anvertrauten Seelen um so leichter in der wahren Lehre unterrichten zu können, hatte er eine Anweisung in slavischer Sprache geschrieben, und bat die Slaven, das Kyrie eleison zu singen, indem er ihnen den Nutzen davon auseinandersetzte. Da aber verdrehten die Herzlosen das Wort höhnisch in das widersinnige Ukrivolsa, was in unserer Sprache heißt: Die Eller steht im Busche!“ indem sie hinzusetzten: „Das hat Boso gesagt!“ während es jener doch ganz anders erklärt hatte. Der Kaiser schenkte diesem Bischofe noch einige Dörfer, welche zu Merseburg gehörten, und eine Burg im Gau Chutici, Namens Medeburu [Magdeborn][3]; das soll bedeuten: Honig laß nicht hindurch! – Des Kaisers gleichnamiger Sohn aber bewilligte ihm die Kirche in Helpithi [Helfta][4], die sein Vater zu Ehren der heiligen Radegundis hatte bauen lassen und die Bischof Bernhard [von Halberstadt] auf dessen Geheiß in dessen Gegenwart eingeweiht hatte. Als nun der erste Bischof meiner Kirche, Boso, in dem erwähnten Jahre

  1. Bosau, jetzt Posen bei Zeiz
  2. Im heutigen Kreise Zerbst.
  3. In der Nähe von Leipzig.
  4. Bei Eisleben im Mansfelder Seekreis.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/80&oldid=- (Version vom 28.9.2023)