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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

973.
Apr. 1.
waren, kehrten sie prächtig beschenkt in Freuden heim. Am ersten April aber ward des Kaisers Frohsinn durch den daselbst erfolgten Tod des Herzogs Hermann [von Sachsen] getrübt. Als die Leiche desselben von seinem Sohne Bernhard nach Liuniburg [Lüneburg] gebracht wurde, war gerade Bruno, Bischof von Verden, dort in der Nähe. Weil dieser nun den Herzog, so lange er lebte, im Banne gehalten hatte, wurde er von dem Sohne dringend angefleht, daß er wenigstens den Todten von dem Banne löse und ihn in der Kirche zu bestatten erlaube; aber das, was jener verlangte, erlaubte der Bischof keineswegs.


21. Da ich aber dieses Bischofs erwähnt habe, so kann ich nicht umhin, noch mehr von ihm vorzubringen. Er war des ebengenannten Herzogs Vetter und Mönch in Neu-Corvei. Wegen seines ehrwürdigen Benehmens setzte ihn der Kaiser dem Bischof Amolong zum Nachfolger. Dieser hatte in Werduun [Verden], (welcher Kirche er auf einsichtsvolle Weise vorstand) ein ausgezeichnetes Gotteshaus aus Holz, weil es ihm an Steinen fehlte, erbaut, und dasselbe, welches an Größe und Schönheit vor den übrigen hervorragte, auch selbst eingeweiht. Er starb in hohem Alter am 5. Mai; 962. ein Bruder des Herzogs Hermann. Als aber Bruno, von Alterschwäche und Siechthum beschwert, sehr matt wurde, ging ihn der Kaiser an, er möchte seinen Kapellan Hermann, den Bruder des Bischofs Volkmar von Köln, an Sohnes Statt annehmen und ihn sich zum Gehülfen und Erben erwählen. Jedoch mit schmerzlich bewegtem Gemüthe vernahm Bruno diese Botschaft, und antwortete: „Das Amt, das mir mein Herr in meiner Unwürdigkeit anvertraut hat, habe ich bisher mit Eifer verwaltet, und so lange ich hienieden noch weilen muß, wünsche ich von einem derartigen Antrage wo möglich unangefochten zu bleiben. Demuth und Uebermuth[1] passen nicht zusammen, und nie duldet Macht einen Theilhaber[2]. Was sonst meinem Könige beliebt, werde ich voll Ergebenheit erfüllen. Nicht gründe der Jüngling

  1. nämlich seines jungen Amtsgenossen.
  2. nach Lucan I, 92.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/76&oldid=- (Version vom 27.9.2023)