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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

967. sogleich kam, übertrug er ihm mit dem Stabe das Hirtenamt, indem er ihn[WS 1] zugleich demüthig um Vergebung bat. Gero aber wurde darauf von den Suffraganbischöfen geweiht, und trug Namen und Amt eines Erzbischofs auf eine, wie es noch heute sichtbar ist, Gott und Menschen wohlgefällige Weise, so lange er lebte, in ganzer Unterwürfigkeit seines Sinnes. Seine fromme Mutter Hidda wallfahrtete nach Jerusalem, um dort zu beten, und als sie daselbst erkrankte, gab sie ihren Begleitern folgenden Auftrag: Wenn meine Seele den Aufenthaltsort ihrer langen irdischen Verbannung verläßt, übergebt meinen Leib alsbald der Erde, und geht dann hin und bringt meinem Sohne Gero die Kunde, damit er der fernen Mutter nicht auf Erden die Ehre weigere, deren sie Gott in seiner Güte im Himmel gewürdigt hat, und mir in der Kirche der heiligen Cäcilie einen Altar errichte.“ Diesem Befehle nachkommend bestatteten die treuen Dienerinnen die selig entschlafene Herrin, und indem sie dann sogleich heimreisten, entgingen sie ohne ihr Wissen dem unmittelbar darnach eintretenden Elende. Denn die Sarazenen fielen damals in Jerusalem ein, 970. und ließen den Besiegten nichts; dies aber sagte ihnen die fromme Frau verhüllter Weise voraus, als sie ihnen befahl, sie, wenn sie gestorben wäre, rasch zu bestatten und dann abzureisen. Jene kamen also nach Köln, und berichteten dem Erzbischofe alles der Ordnung nach. Er empfing sie voll Güte, dankte Gott, und vollzog ihre gerechte Bitte.

Weil ich aber bisher nur wenig zu dem nicht hinlänglich bekannten Ruhme eines so großen Kirchenhauptes gesagt habe, so will ich in der Folge das Uebrige schildern, damit dadurch seine Tugend noch mehr im Einzelnen kund werde.


17. Als der Kaiser den Tod des Bischofs von Regensburg[1] vernahm, begab er sich dahin, und bekam im Traume die Weisung, das Bisthum keinem andern zu verleihen, als wer ihm zuerst entgegen käme. Sowie der nächste Morgen anbrach, begab sich der

  1. Isingrim, der am 5. Febr. 942 starb.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ihm
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/71&oldid=- (Version vom 26.9.2023)