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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

dem Wege zu räumen. Der Erzbischof aber, der sich in geistlichen, wie in weltlichen Dingen glänzender Erfolge erfreute, schied im 13ten Jahre seiner Einsetzung, eingehend in den Schlaf des ewigen Friedens, von dem trauernden Bruder, am 11. October. 965.

Diesen und mehreren ähnlichen Schlingen der Arglist entging der ebengenannte Otto glücklich während der 40jährigen Dauer seiner Königs- und Kaiserherrschaft, indem Christus ihn in allem schützte. Uebrigens habe ich von denjenigen unzähligen Thaten eines solchen Mannes, wie Bruno war, (Thaten, welche edel und besser waren als die erwähnte) nur so wenig gesagt, weil ein eigenes Werk, das sein ganzes edles Leben vollständig behandelt, mir etwas weiteres hinzu zu fügen verbieten.


16. Der durch den Verlust des Bruders tiefbewegte Kaiser übertrug dem ebenerwähnten Vertrauten und Kapellan desselben, Volkmar, aus Liebe zu dem Verstorbenen das Erzbisthum und die Sorge für die Seele desselben. Als dieser nun, so lange es ihm Gott verstattete, den Bischofsitz eingenommen und in jeder Hinsicht trefflich gewirkt, 967. und am 18. Juli das Zeitliche gesegnet hatte, wurde Gero, ein Bruder des Markgrafen Thietmar, von der Geistlichkeit und der gesammten Gemeinde zu seinem Nachfolger erwählt, und dies wird dem Kaiser sogleich angezeigt. Dieser aber wollte ihm, weil er seinem genannten Bruder wegen vieler verschiedener Gründe zürnte, das Erzbisthum nicht bewilligen. Unterdessen erschienen dem Gero, der damals Kapellan war, wie er eines Tages zu Pavia Messe lesen wollte, St. Petrus und St. Ambrosius, und salbten ihn mit dem heiligen Oele; und dies verrieth er niemandem, sondern trug ein so großes Geschenk göttlicher Liebe mit ruhiger Selbstbeherrschung. Dem Kaiser aber erschien am Auferstehungstage, wie er schon die Krone aufgesetzt hatte um in die Kirche zu gehen, ein Engel mit entblößtem Schwerte und sprach: „Wenn du nicht Gero’s Wahl vollziehst, kommst du nicht gesund aus diesem Hause.“ Darob erschrocken, sagte der Kaiser: „Ruft mir Herrn Gero.“ Und als derselbe

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/70&oldid=- (Version vom 27.9.2023)