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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

ab, der zwischen den Flüssen Ara [Ohre], Elbe und Bada [Bode] liegt, und außerdem die sogenannte Friedrichstraße. Dann trat er auch noch auf herzliches Bitten des großen Kaisers Gott und dem heiligen Laurentius den Sprengel ab, welcher zwischen den Flüssen Willerbizi [Wildbach], Salza [Salzsee], Sale, Unstred [Unstrut], Helmana [Helme] und dem Graben bei Valeshusun [Wallhausen][1] liegt. Hocherfreut über ein solches Geschenk, ergriff ihn der Kaiser bei der Hand, und indem er ihm mit dem Hirtenstab die Bischofswürde übertrug, sagte er: „Empfange hiermit das Wergeld[2] deines Vaters!“ Denn diesen, Namens Erich, hatte Otto nebst dem Bacco, Hermann, Reinward, Wirin, Eserich und den übrigen, die ihn zu Quedlinburg am Osterfeste zu ermorden versucht hatten, enthaupten lassen. Auch meinen Großvater Liuthar, der an demselben Plane Theil genommen hatte, wollte der Kaiser damals hinrichten lassen, allein auf den Rath vertrauter Fürsten schickte er ihn als Gefangenen nach Baiern zum Grafen Bertold, sein ganzes Vermögen aber ließ er einziehen und weit und breit vertheilen. Erst nach Verlauf eines ganzen Jahres erlangte Liuthar die Gnade des Königs und alles Seinige wieder, und bekam dazu noch eine große Geldsumme und ein Gut zwischen Sonterslevo und Bodenswege [Gutenswegen][3]. Doch wieder zur Sache.

Der Kaiser berief zu sich den Richarius, den dritten Abt der Kirche von Magdeburg – Anno und Otwin, damals Bischöfe [von Worms und Hildesheim] waren ihm vorhergegangen – in der Absicht, ihn mit der erzbischöflichen Würde zu bekleiden. Als er aber einen gewissen, ihm heimlich überbrachten Brief gelesen hatte, unterließ er dieses, und beförderte zur Höhe des Erzbisthums nach apostolischem Rechte am 18. October im Jahre 970 der 968. Fleischwerdung Christi Aethelbert von Trier[4]. Dieser, damals seinem Stande nach ein Mönch, war vorher geweihter Bischof von Ruscien [Rußland], wurde von dort aber durch die Heiden

  1. Im jetzigen Regierungsbezirk Merseburg.
  2. Wergeld, Sühngeld, Entschädigung für den Erschlagenen.
  3. Im jetzigen Kreise Köthen.
  4. Vielmehr am 18. Oct. 968 erhielt er zu Rom das Pallium von Johann XIII.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/67&oldid=- (Version vom 27.9.2023)