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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

13. Markgraf Gero, der Vertheidiger des Vaterlandes, ging, 959. als er durch den Tod seines einzigen Sohnes, des edeln Siegfried, heimgesucht wurde, nach Rom und legte als ein greiser Krieger, der seine Dienstzeit nunmehr vollendet hatte, vor den Altar des Apostelfürsten Petrus seine siegreichen Waffen nieder, und nachdem er durch seine Bitten von dem apostolischen Herrn [dem Papst] einen Arm des heiligen Cyriacus erlangt hatte, weihte er sich sammt seiner ganzen Habe Gott. Er kehrte nämlich ins Vaterland zurück, und erbaute in einem Walde ein Kloster, das nach ihm [Gernrode][1] genannt wird, in welches er Hathui [Hedwig], die Wittwe seines Sohnes, die schon vorher den Schleier genommen hatte, als Aebtissin einsetzte, nachdem sie vom Bischof Bernhard geweiht war. Hierauf ging er den Genannten in 965. seligem Abscheiden voran, am 20. Mai.


14. Der Kaiser aber, als er die Trauerkunde vom Tode seiner Mutter, seines Sohnes und der übrigen Großen erhielt, beweinte in tiefem Schmerze den unersetzlichen Verlust, den das ganze Reich erlitten hatte. Zudem bedrängte ihn auch die Furcht vor dem nahen Tode, und darum war er bemüht, was er einst Gott in der Noth gelobt hatte, nun zu rechter Zeit zu erfüllen. Er befahl dem Hilliward, der damals noch Propst, von der gesammten Geistlichkeit und Gemeinde von Halberstadt zum Bischof erwählt und als solcher von seinem Vorgesetzten Bernhard vorherbezeichnet war, nach Rom zu reisen. Diesem eröffnete er nun vorher ein lange verborgen gehaltenes Geheimniß seines Herzens, nämlich er habe schon immer in Magdeburg ein Erzbisthum zu stiften gewünscht, in Erwartung ewiger Vergeltung und zum Schutze des gemeinsamen Vaterlandes, und erklärte sich nun gegen Hilliward zur Erfüllung jeglicher Wünsche bereit, wenn er darauf eingehen würde, ihm dieses Verlangen auszuführen. Dieser nun, weise wie er war, genehmigte die fromme Bitte, und trat Gott, dem heiligen Mauritius und dem Kaiser den Theil seines Pfarrgebiets

  1. Im Kreise Ballenstedt.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/66&oldid=- (Version vom 26.9.2023)