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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

969. wünschte, so gab er den Gesandten desselben, die aus einem andern Grunde an ihn geschickt waren, seine mit dieser Botschaft beauftragten Großen vertrauensvoll mit. Die Griechen aber fielen unterwegs mit gewohnter Arglist über sie her und ermordeten einen Theil, einen andern aber stellten sie als Gefangene ihrem erhabenen Herrscher vor. Einige indeß entkamen und meldeten dem Kaiser den Ausgang der Sache. Dieser, empört über den Verlust der Seinen, sandte eiligst seine besten Ritter, den Markgrafen Günther [von Meißen] und den Grafen Siegfried nach Calabrien, um Rache zu nehmen für eine solche Schandthat. Diese machten jene Danaer, die ihnen, über den ersten Sieg aufgeblasen entgegen eilten, theils nieder, theils fingen sie sie auf der Flucht und schnitten ihnen die Nasen ab, und nachdem sie darauf von den Griechen in Calabrien und Apulien einen Tribut erzwungen hatten, kehrten sie reich an Beute freudig heim. Die zu Konstantinopel aber wurden über den Tod und die Gefangenschaft der Ihrigen traurig und unzufrieden, machten eine Verschwörung gegen ihren Herrn und ließen ihn auf den Rath der ränkevollen Kaiserin von einem Kriegsmann umbringen, den sie an seiner Statt zum Regenten des ganzen Reiches ernannten[1]. Dieser nun sandte sogleich mit prächtigen Geschenken zwar nicht die früher gewünschte Jungfrau, doch aber seine Muhme, Namens Theophanu, unserm Kaiser über’s Meer zu, löste damit die Seinen und gewann die erbetene Freundschaft des erhabenen Herrschers. Es gab aber Einige, welche diese Verbindung beim Kaiser zu hintertreiben suchten und riethen, die Prinzessin wieder zurück zu schicken. Auf diese aber hörte er nicht, sondern gab sie seinem Sohne zur Gemahlin, 972. zum Wohlgefallen aller Fürsten Italiens und Deutschlands.


10. Viele Leiber von Heiligen ließ der Kaiser durch seinen Kapellan Dodo aus Italien nach Magdeburg bringen.

  1. Johannes Tzimiskes. Diese unrichtige Darstellung ist aus Widukind entnommen; aber die völlig unbegründete Behauptung, daß nicht die verlangte Braut geschickt sei, ist Zuthat Thietmars.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/63&oldid=- (Version vom 27.9.2023)