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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

955. Mitternacht, von wannen, wie die Schrift [Jerem. 1, 14] lehrt, gar oft das Unglück ausbricht. Hier nahm er den Stoingnev, der sich im Gehölze verborgen hatte, gefangen und ließ ihn enthaupten, die beiden Genossen aber, die Urheber einer solchen Unthat, den Grafen Wigmann, den Sohn der Schwester seiner Mutter, und den Grafen Ekbert verbannte er. 956. Herzog Liudulf aber, des Königs Sohn, erhob sich, von bösen Rathgebern verderbt, wieder gegen den Vater, verließ dann das Vaterland und ging nach Italien, wo er nach einem Aufenthalte von ungefähr einem Jahre, am 6. September, leider verschied. 957. Seinem Leichnam brachten seine Gefährten nach Mainz, und bestatteten ihn wehklagend in der St. Albanskirche. Der König, den die klägliche Kunde auf einem Zuge gegen die Redarier erreichte, beweinte, über die Maßen ergriffen, den Sohn, wie David den Absalon.

Um diese Zeit starb Thietherd, Bischof von Hildesheim; ihm folgte Advin, Abt der Kirche zu Magdeburg.


7. Als darnach diese Kriegesstürme beschwichtigt waren,961. unternahm Otto angeblich aufs neue einen Zug nach Rom, rückte aber mit starker Heeresmacht in Langobardien ein, und nahm den Berengar, nachdem er ihn zwei Jahre lang auf dem Berge St. Leo’s[1] belagert, endlich sammt Frau und Kindern durch List gefangen, worauf er ihn nach Bavanberge [Bamberg] verbannte, wo er späterhin starb. Von da zog Otto an der Spitze seiner Krieger gen Rom, dessen widerspenstige Bürger er zweimal besiegte, worauf er seinen glorreichen Einzug hielt, im Jahre 961 der Fleischwerdung Christi. Dazu erwarb er sich auch vom Papste Johannes XII, auf dessen Bitte er dorthin gekommen war, die Kaiserweihe, sammt seiner Gemahlin, im 29sten Jahre seiner Regierung. Und als er nun Schutzherr der römischen Kirche geworden war, setzte er sich in den Besitz von Benevent, Kalabrien und Apulien, deren Herzöge er bezwang.


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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/61&oldid=- (Version vom 26.9.2023)
  1. San Leo, westlich von San Marino.